EU: ja, bitte!

Ich war jetzt einen guten Monat auf Tauchstation. Das hatte gute Gründe: Nachdem ich jahrelang erfolgreich als Übersetzerin tätig war, bin ich mittlerweile auch Konferenzdolmetscherin mit abgeschlossenem Masterstudium. Als solche wollte ich mich einer der größten Herausforderungen in der Branche stellen und akkreditierte EU-Dolmetscherin werden, worauf ich mich intensiv vorbereitet habe. Im Klartext handelt es sich um eine intensive Aufnahmeprüfung in den Dolmetschdienst der Europäischen Union, und zwar als Freelancerin. Die bestandene Prüfung berechtigt zum Arbeiten als Konferenzdolmetscherin bei den Institutionen der Europäischen Union. Die Erfolsquote über alle 23 Sprachen, in denen getestet wird, liegt konstant bei ca. 20%. Mitte November stellte ich mich also dieser Prüfung für die Sprachen Spanisch und Englisch ins Deutsche und freue mich zu berichten, dass ich auf Anhieb bestanden habe. Getestet wurde sowohl das Konsekutiv- als auch das Simultandolmetschen. Das Prüfungssystem sieht vor, dass ich meine dritte Sprache Französisch in einer letzten Teilprüfung nachreiche, die bereits für den 19. Dezember angesetzt ist. Wenn ich auch diese bestehe, bin ich mit allen Sprachen bei der EU akkreditiert und mache mir damit selbst ein richtig nettes Weihnachtsgeschenk.

Nun, genug der Einführung. Nutzen wir die Gelegenheit, um uns die Schreibweise von Zusammensetzungen mit EU anzusehen. Wie auch bei Zusammensetzungen mit anderen Buchstaben ist der Bindestrich obligatorisch. Das ergibt etwa Folgendes: EU-skeptisch, EU-Kommission, EU-weit. Analog: i-Tüpfelchen, UV-bestrahlt, x-beliebig.

Ich selbst bin natürlich ausgesprochen EU-freundlich. Wäre dem anders, wäre ich als EU-Dolmetscherin wohl auch fehl am Platz. Obwohl: Im EU-Parlament gibt es eine Fraktion der EU-Skeptiker, die zwar im Parlament sitzen und alle Vorteile der EU genießen, aber dennoch Fundamentalopposition betreiben und so ziemlich gegen alles sind, was so auf den Tisch kommt. Politisch sind sie zwar so gar nicht auf meiner Linie, aber da viele von ihnen sehr gute Rednerinnen und Redner sind, ist es gar nicht so uninteressant, deren Wortmeldungen zu dolmetschen, wie ich von erfahrenen Kolleginnen höre. So oder so freue ich mich darauf, die so genannte deutsche Kabine mit meiner österreichischen Sprachfärbung zu „beglücken”.