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Faschingsdienstag, Faschings-Dienstag, *Faschings Dienstag?

Es ist wieder so weit: Heute ist Faschingsdienstag und der will gefeiert werden! Aber bevor wir die Kostümierung anlegen, überlegen wir doch kurz, wie sich dieser Tag korrekterweise schreibt. In der Überschrift stehen drei Varianten. Ich hoffe sehr, dass euch die erste am besten gefällt und die letzte Variante gar nicht. Ein Sternchen davor bedeutet immer: falsch!

Wie ich immer wieder gerne wiederhole, werden zusammengesetzte Substantive im Deutschen in der Regel zusammengeschrieben. Bei besonders langen und unübersichtlichen Zusammensetzungen (auch Komposita genannt) kann auch ein Bindestrich gesetzt werden. Aber wenn ein so genanntes Fugen-s zwischen den beiden Wörtern steht (wie hier bei Fasching + Dienstag = Faschingsdienstag), wird die Zusammenschreibung ohne Bindestrich bevorzugt. Wer mag, kann auch Faschings-Dienstag schreiben. Der allgemeine Sprachgebrauch tendiert allerdings ganz klar zu Faschingsdienstag. Ganz falsch wäre *Faschings Dienstag, eben weil die Getrenntschreibung von zusammengesetzten Substantiven im Deutschen nicht möglich ist.

In diesem Sinne: viel Spaß am heutigen Faschingsdienstag!

Der 1€-Jobber, korrekt geschrieben

Auf der Facebook-Fanseite „Gute Rechtschreibung“ wurde mir kürzlich die Frage gestellt, wie sich 1-Euro-Jobber korrekt schreibt, wenn anstelle von Euro das Euro-Zeichen (€) verwendet wird. In der ausgeschriebenen Variante muss „durchgekoppelt“ werden, d. h., es werden zwischen allen Bestandteilen des Wortes Bindestriche gesetzt, also so: Ein-Euro-Jobber und auch 1-Euro-Jobber.

Wenn man/frau sich aber dafür entscheidet, das Wort Euro durch € zu ersetzen, kommt analog die Regel zur Anwendung, die besagt, dass „aus grafischen Gründen das Prozentzeichen ohne Bindestrich hinter die Ziffer gesetzt wird“ (Duden-Band 9). Als Beispiel wird 5%-Klausel angeführt.

Die Dame der Duden-Sprachberatung, mit der ich diese Frage besprach, bestätigte mir, dass die oben genannte Regel analog auch bei Währungen angewendet wird. Die richtige Schreibweise lautet also 1€-Jobber.

Allerdings könnte man/frau auch die Schreibweise 1-€-Jobber argumentieren (siehe oben, „Durchkopplung“). Rein optisch gefällt mir aber die Lösung mit nur einem Bindestrich besser.

Euro-Zeichen vor oder hinter dem Betrag?

Kürzlich wurde ich bei einem Vortrag gefragt, ob bei Geldbeträgen das Euro-Zeichen € oder aber auch die Abkürzung EUR vor oder nach dem Betrag stehen müsse. Gute Frage! Ad hoc setze ich immer das Euro-Zeichen vor den entsprechenden Betrag. Allerdings schreibt der Duden (Band 9) zu diesem Thema Folgendes:

Die Währungseinheit ist im Allgemeinen nach dem Betrag zu schreiben, weil sie auch erst nach der Zahl gesprochen wird. Man schreibt also in fortlaufenden Texten, Geschäftsbriefen usw. 3,45 €; 270,00 EUR usw. In Aufstellungen und im Zahlungsverkehr kann das Währungszeichen aus Gründen der besseren Übersicht auch vorangestellt werden (€ 3,45; EUR 0,05).

Einleuchtend, nicht? Gleiches gilt natürlich auch für andere Währungen.
Schwierig wird es für diejenigen, die viel mit der englischen Sprache arbeiten, denn dort wird auch im Fließtext in der Regel das Währungszeichen zuerst gesetzt, auch wenn die Währung auch im Englischen erst nach dem Betrag ausgesprochen wird.

Übrigens: Im Deutschen lautet der Plural von Euro auch Euro; das Gleiche gilt für Cent. Im Spanischen, Französischen und Portugiesischen lautet laut einem Informationsblatt der Europäischen Zentralbank der Plural von euro wiederum euros (in beiden Fällen kleingeschrieben, weil in diesen Sprachen Substantive kleingeschrieben werden).  Ebenso verhält es sich in diesen drei Sprachen mit dem Plural von cent: Korrekt ist cents. Wobei in Frankreich aber nach wie vor gerne centimes gesagt wird …

Das Konjunktionspaar und/oder

Kürzlich erreichte mich ein Anruf einer Kollegin (auch Übersetzerin), die dringend nach einer Lösung für ein grammatikalisches Problem suchte. Anscheinend hatte ihr auch die Duden-Sprachberatung nicht helfen können. Insofern ehrt es mich, dass sie sich, quasi als „Letztinstanz“, an mich wandte. Nur leider kann auch ich keine eindeutige Antwort geben, nur einen Vorschlag zur Güte.

Das Problem dreht sich um das Konjunktionspaar und/oder. Wenn dieses Paar zum Einsatz kommt, ist im Satz gemeint, dass entweder einer der beiden Sachverhalte eintritt oder eben beide. Die Frage ist, ob dann das Verb im Singular oder im Plural stehen muss, weil und nach dem Plural verlangt, oder aber nach dem Singular. Hier der Satz:

Bei Bedarf stellt das Krankenhaus und/oder der Prüfarzt Kopien des Befundes zur Verfügung.

Oder muss es folgendermaßen heißen?

Bei Bedarf stellen das Krankenhaus und/oder der Prüfarzt Kopien des Befundes zur Verfügung.

In keinem der Duden-Bände finde ich einen Hinweis, wie mit diesem Zweifelsfall umzugehen ist. Vorschläge sehr willkommen (bitte auch mit Begründung)!

Mein Vorschlag zur Güte, wenn auch nicht sonderlich elegant, ist folgender:

Bei Bedarf stellen/stellt das Krankenhaus und/oder der Prüfarzt Kopien des Befundes zur Verfügung.

Ich habe deshalb stellen (also den Plural) vorangestellt, weil ja auch die Konjunktion und zuerst angeführt wird und sie nach dem Plural verlangt.

In puncto Rechtschreibung von punkto

Zufälle gibt’s! Erst kürzlich dachte ich mir, dass ich einen Eintrag zum Thema in puncto bzw. punkto verfassen könnte. Just an diesem Tag wünschte sich eine Leserin der Fangruppe „Gute Rechtschreibung“ auf Facebook genau dieses Thema.

Die Formulierung in puncto kommt gar nicht so selten in Zeitungsartikeln vor, und auch in beruflicher Korrespondenz lese ich sie gelegentlich. Hier besteht bei der Rechtschreibung keine Wahlfreiheit; korrekt ist einzig und allein die Schreibweise in puncto, also klein und mit c. Das folgende Substantiv steht immer im Nominativ, also ungebeugt. Hier ein Beispiel:

In puncto Zahlungsmodalitäten schlagen wir eine Anzahlung von 50% des Honorars vor.

Viel seltener wird hingegen die (veraltete) Präposition punkto verwendet; sie steht für bezüglich oder auch wegen. Dort, wo sie zur Anwendung kommt, wird sie, anders als bei in puncto, mit k geschrieben. Folgt ein Substantiv mit Artikel oder Adjektiv, steht immer der Genitiv. Beispiel:

Ich melde mich punkto verspäteter Bezahlung.