Category Archives: Bindestrich

Brot-und-Butter-Themen?

Bread And ButterHeute in der Früh stach mir in der Zeitung eine Aussage über die Brot-und-Butter-Themen der jungen Wählerinnen und Wähler in Österreich ins Auge. Angeblich interessieren sie sich in erster Linie dafür, ob sie einen Job bekommen und ob sie Studiengebühren bezahlen müssen. So weit, so gut.

Während ich die Durchkoppelung mit Bindestrichen ausdrücklich begrüße, habe ich den Eindruck, dass bei dem Ausdruck etwas nicht stimmt. Es scheint sich um eine wortwörtliche Übersetzung aus dem Englischen zu  handeln, wo ein bread-and-butter political issue sehr gängig ist. Gemeint ist da wie dort ein Thema, das ganz grundlegend und entscheidend ist.

Im Deutschen klingt das für mich (noch) sehr ungewöhnlich. Aber wer weiß, vielleicht setzt es sich durch. Wie geht es euch mit diesem Ausdruck?

Fehler in Stein gemeißelt

In Zeiten des Internet ist kein Fehler in Stein gemeißelt, sage ich oft. Wer einen Tipp- oder Rechtschreibfehler auf der eigenen Website entdeckt, kann ihn im Handumdrehen korrigieren (vorausgesetzt, die betreffende Person legt Wert darauf). Nachdem es aber immer noch die Offline-Welt gibt, entstehen da und dort auch Fehler, die, wie bei diesem Beispiel, tatsächlich in Stein gemeißelt sind. Im Eingangsbereich des Leopold Museum in Wien, das meines Erachtens Leopold-Museum heißen sollte, finden sich die auf dem Foto abgebildeten Ausführungen. Der Kunstsammler Rudolf Leopold hat die Karriere von Egon Schiele entscheidend unterstützt und veranstaltete, so ist in Stein gemeißelt zu lesen, Schiele Ausstellungen (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)Das ist natürlich sehr begrüßenswert. Allerdings handelt es sich bei Schiele Ausstellung um ein zusammengesetztes Substantiv, das im Deutschen entweder zusammengeschrieben werden muss oder mit Bindestrichen versehen werden muss. Wie viele anderen auch beobachte ich einen klaren Trend zum Weglassen des Bindestrichs und zum Getrenntschreiben von Wörtern, die im Deutschen zusammengehören. Korrekt wäre also Schiele-Ausstellung oder Schieleausstellung, wobei die zweite Variante für den Lesefluss nicht optimal ist.

Anbei noch ein paar verunglückte Komposita, willkürlich herausgegriffen aus den Nachrichten meiner Freundinnen und Freunden auf Facebook und Twitter (eine wahre Fundgrube … ich hoffe, ihr verzeiht!):

Noch zwei Tage bis zum *Mexiko Urlaub.
Leckere *Kürbis Suppe!
Ich hasse *Team Arbeit.
Wie gefällt euch diese *Foto Collage?
Ad *Pferdefleisch Skandal: bald Seepferdchen in den *Fisch Stäbchen?
Bin schon lange auf der Suche nach einem schönen *Braut Kleid.

(Das Sternchen steht wie immer für „Achtung falsch!”)

Na gut, der letzte Begriff ist erfunden. Es würde mich aber nicht wundern, bei Facebook oder Twitter auf ein *Braut Kleid zu stoßen. Also bitte merken: Zusammengesetzte Substantive – also Substantive, die sich aus mehreren Substantiven zusammensetzen – verlangen im Deutschen nach der Zusammenschreibung oder nach Bindestrichen. Getrennt ist immer falsch. 

Her mit der Kohle!

Unlängst las ich in einer Werbung für die Österreichische Bundesbahn von Am Platz-Steckdosen. Abgesehen davon, dass mir diese Monsterkomposita nicht besonders gefallen, stimmt die Rechtschreibung nicht ganz, denn es gilt die so genannte Durchkoppelung: Alle Bestandteile des Kompositums müssen mit Bindestrichen verbunden werden, also Am-Platz-Steckdosen.

Ebenso verhält es sich etwa mit der Möglichkeit bei der Österreichischen Post, bei verspäteter Lieferung von Expresssendungen das Geld zurückzubekommen: Es muss sich um eine Geld-zurück-Garantie handeln. Wobei zu berücksichtigen ist, dass das erste Wort immer großgeschrieben werden muss und alle anderen Wörter so, wie sie immer geschrieben werden. Es darf also nicht etwa *Geld-Zurück-Garantie heißen. Für viele Probleme sorgen Komposita mit Substantivierungen, mit denen ich mich etwa hier eingehend beschäftigt habe.

EU: ja, bitte!

Ich war jetzt einen guten Monat auf Tauchstation. Das hatte gute Gründe: Nachdem ich jahrelang erfolgreich als Übersetzerin tätig war, bin ich mittlerweile auch Konferenzdolmetscherin mit abgeschlossenem Masterstudium. Als solche wollte ich mich einer der größten Herausforderungen in der Branche stellen und akkreditierte EU-Dolmetscherin werden, worauf ich mich intensiv vorbereitet habe. Im Klartext handelt es sich um eine intensive Aufnahmeprüfung in den Dolmetschdienst der Europäischen Union, und zwar als Freelancerin. Die bestandene Prüfung berechtigt zum Arbeiten als Konferenzdolmetscherin bei den Institutionen der Europäischen Union. Die Erfolsquote über alle 23 Sprachen, in denen getestet wird, liegt konstant bei ca. 20%. Mitte November stellte ich mich also dieser Prüfung für die Sprachen Spanisch und Englisch ins Deutsche und freue mich zu berichten, dass ich auf Anhieb bestanden habe. Getestet wurde sowohl das Konsekutiv- als auch das Simultandolmetschen. Das Prüfungssystem sieht vor, dass ich meine dritte Sprache Französisch in einer letzten Teilprüfung nachreiche, die bereits für den 19. Dezember angesetzt ist. Wenn ich auch diese bestehe, bin ich mit allen Sprachen bei der EU akkreditiert und mache mir damit selbst ein richtig nettes Weihnachtsgeschenk.

Nun, genug der Einführung. Nutzen wir die Gelegenheit, um uns die Schreibweise von Zusammensetzungen mit EU anzusehen. Wie auch bei Zusammensetzungen mit anderen Buchstaben ist der Bindestrich obligatorisch. Das ergibt etwa Folgendes: EU-skeptisch, EU-Kommission, EU-weit. Analog: i-Tüpfelchen, UV-bestrahlt, x-beliebig.

Ich selbst bin natürlich ausgesprochen EU-freundlich. Wäre dem anders, wäre ich als EU-Dolmetscherin wohl auch fehl am Platz. Obwohl: Im EU-Parlament gibt es eine Fraktion der EU-Skeptiker, die zwar im Parlament sitzen und alle Vorteile der EU genießen, aber dennoch Fundamentalopposition betreiben und so ziemlich gegen alles sind, was so auf den Tisch kommt. Politisch sind sie zwar so gar nicht auf meiner Linie, aber da viele von ihnen sehr gute Rednerinnen und Redner sind, ist es gar nicht so uninteressant, deren Wortmeldungen zu dolmetschen, wie ich von erfahrenen Kolleginnen höre. So oder so freue ich mich darauf, die so genannte deutsche Kabine mit meiner österreichischen Sprachfärbung zu „beglücken”.

Durchkoppeln bei englischen Wörtern

Durchkoppeln? Klingt irgendwie technisch, nach Eisenbahn oder so. Tatsächlich ist es ein Begriff, der in der Sprachwissenschaft die Verwendung von Bindestrichen bei zusammengesetzten Wörtern beschreibt. Ich korrigiere ja sehr häufig Texte, bevor sie in Druck gehen. In den letzten Jahren ist ein klarer Trend zur Verwendung englischer Begriffe zu beobachten: Best Practice, Performance, Public Private Partnership, Low Budget etc. Das sind nur ein paar der Begriffe, die mir bei meinem aktuellen Projekt so unterkommen. Warum Performance offenbar für viele das griffigere Wort ist als Leistung oder was gegen gute Praktiken einzuwenden ist, ist ein anderes Thema.

Die Schwierigkeit besteht nun darin, diese Begriffe in Kombination mit deutschen Wörtern korrekt zu verwenden. Es gilt die Regel, dass durchgekoppelt werden muss, wenn Entlehnungen aus dem Englischen mit deutschen Wörtern zusammengesetzt werden.

Also: Best-Practice-Analyse, Performance-Überprüfung, Public-Private-Partnership-Projekt, Low-Budget-Segment.

Vielleicht spricht es sich irgendwann rum … bis dahin setze ich weiterhin den Rotstift an.