Category Archives: Groß-/Kleinschreibung

Beim Gitarre spielen oder beim Gitarre Spielen?

Heute hat mich per E-Mail eine Frage erreicht, die auch Sprachprofis vor große Probleme stellt. Wenn Wörter, die aus Substantiv und Verb bestehen (also z.B. Auto fahren, Korrektur lesen, Hof halten) substantiviert werden, wie sieht es dann mit der Großschreibung aus? Bekanntlich werden substantivierte Verben ja großgeschrieben – das beim ist ein deutlicher Hinweis auf eine Substantivierung.

Lösung: Beide in der Überschrift genannten Varianten sind falsch. Die einzig richtige Schreibweise lautet: beim Gitarrespielen. Warum? Weil substantivierte Verben immer großgeschrieben werden und Substantive zusammen (manchmal mit Bindestrich, aber hier nicht).

Analog dazu:
Das lange Autofahren ist ermüdend.
Durch das viele Korrekturlesen bekommt man müde Augen.

Groß- und Kleinschreibung: du, Sie

Ein als schwierig empfundenes Kapitel der neuen Rechtschreibung ist die korrekte Schreibung der Anredepronomen du (also 2. Person Singular) und Sie (also 3. Person Plural, die so genannte Höflichkeitsform). Ich versuche es möglichst einfach zu erklären.

Wer mit wem anderen per Sie ist, schreibt dieses Pronomen (und alle möglichen Beugungen!) immer groß:

Achtung, Sie haben Ihr Buch vergessen!
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Erfolg!

Wer mit jemandem per Du ist, kann in Briefen oder E-Mails die entsprechenden Anredepronomen wahlweise klein- oder großschreiben – aber eben nur in Briefen und E-Mails:

Lieber Hans, ich danke Dir/dir für deinen/Deinen Brief.

In allen anderen Arten von Texten (z.B. Werbung, Bedienungsanleitungen, Website-Texte) müssen die Anredepronomen beim Duzen kleingeschrieben werden. Analog funktioniert es, wenn Sie mit mehreren Personen per Du sind und bei der Anrede ihr, euch etc. verwenden.

Da dies für Verwirrung sorgt, rate ich zu Folgendem:

1. Schreiben Sie das Anredepronomen Sie und alle dazugehörigen Beugungen immer groß.
2. Schreiben Sie das Anredepronomen du und alle dazugehörigen Beugungen immer klein.

Was ist eine Substantivierung?

Besonders seit der Rechtschreibreform ist es wichtig zu wissen, wann eine Substantivierung vorliegt. Denn: Substantive und substantivierte Adjektive, Verben etc. werden nunmehr konsequent großgeschrieben, was auch absolut logisch ist.

Im einfachsten Fall erkennt man ein Substantiv bzw. eine Substantivierung daran, dass ein Artikel (der, die, das) davorsteht:
Normales Substantiv: Das Auto ist rot.
Substantiviertes Adjektiv: Das Beste war das Dessert.

Allerdings deutet auch ein Pronomen (dieser, jener, welcher, mein, kein, etwas, nichts, alle, einige etc.) auf eine Substantivierung hin:
Dieses Schönreden bringt doch nichts.
Etwas Besseres kann man sich gar nicht wünschen.
Im Westen nichts Neues.

Genau so verhält es sich mit unbestimmten Zahlwörtern wie ein paar, genug, viel, wenig, etwas etc.
Es gibt wenig Weltbewegendes zu berichten.
Er hat viel Bedeutendes geschrieben.

Analog dazu das Wort alles, das auch eine Substantivierung verlangt:
Alles Gute zum Geburtstag!

Also zusammenfassend: Substantive schreibt man im Deutschen immer groß. In den oben genannten Fällen müssen auch andere Wörter – Adjektive, Verben etc. – großgeschrieben werden.

Wie schreibt man Superlative?

Ein Fehler, den auch Sprachprofis häufig machen, ist die Schreibweise der Superlative. Wenn ein Superlativ mit aufs eingeleitet wird, hat man bzw. frau die Qual der Wahl: Es darf klein- oder auch großgeschrieben werden. Beispiele:

Es ist alles aufs Beste geregelt./Es ist alles aufs beste geregelt.
Die Gäste waren aufs Äußerste erfreut./Die Gäste waren aufs äußerste erfreut.

ABER: Steht vor dem Superlativ am, muss immer kleingeschrieben werden. Also:

Dieses Kleid gefällt mir am besten.
Er isst am liebsten Vanilleeis.
Die Sprache, die am schwierigsten zu erlernen ist.

Willkommen: gerne, aber bitte richtig!

„Herzlich Willkommen“ lese ich immer wieder auf Schildern, Speisekarten in Restaurants und Websites. Nur: Was inhaltlich durchaus begrüßenswert ist, ist orthografisch völlig verkehrt. Denn: Das Wörtchen willkommen ist ein Adjektiv und wird hier auch als solches verwendet – weshalb es ausschließlich kleinzuschreiben ist. Weitere Beispiele:
Ich freue mich, Sie bei der heutigen Diskussionsveranstaltung willkommen zu heißen.
Er hatte den Eindruck, bei der Party nicht willkommen zu sein.

Bei einer Substantivierung, die man unter anderem an einem vorangestellten Artikel erkennt, schreibt man willkommen natürlich groß:
Ein herzliches Willkommen an unsere neuen Studierenden.
Danke für dieses schöne Willkommen.