Category Archives: Groß-/Kleinschreibung

Haben Sie Recht oder recht?

Über diese Frage werden viele Wetten abgeschlossen, Tipps abgegeben, Vermutungen geäußert – obwohl es eigentlich ganz einfach wäre, die Wahrheit herauszufinden. Ein Blick in den Duden genügt.

Und zwar sind in Verbindung mit den Verben haben, bekommen, geben, tun beide Schreibweisen korrekt – das Gleiche gilt auch für Unrecht. Beispiele:
Wir müssen ihm Recht/recht geben.
Du hast ihm Unrecht/unrecht getan.

Aber: In Verbindung mit sein und werden ist nur die Kleinschreibung korrekt:
Es wird ihm schon recht sein.
Ist es dir recht, wenn ich das letzte Stück Torte esse?

Sprechen Sie Deutsch oder deutsch?

Die Groß- und Kleinschreibung von Sprachen bereitet paradoxerweise auch Sprachprofis Probleme. Heute erhielt ich eine Bewerbung einer Übersetzerin, die angab, deutsch-englisch-Übersetzerin zu sein. Hier ist die Kleinschreibung entschieden falsch, weil es sich um ein Substantiv handelt.

Sprachen als Adjektive wiederum werden kleingeschrieben: Er hat einen englischen Akzent. Sie trägt ihr Referat französisch vor.

Sobald eine Präposition davor steht, liegt eine Substantivierung vor und es wird großgeschrieben: Sie trägt ihr Referat auf Französisch vor. Mit Englisch kommt man heutzutage fast überall zurecht.

Obwohl hier keine Präposition vorliegt, schreibt man die Sprache auch in folgendem Beispiel groß, weil ein Possessivpronomen auch auf eine Substantivierung hinweist: Mit meinem Italienisch ist es nicht weit her.

Übrigens sind in folgendem Beispiel beide Möglichkeiten erlaubt.
Wir sprechen Französisch./Wir sprechen französisch.
Erklärung: Hier kann man einerseits nach dem Substantiv fragen: Welche Sprache sprechen Sie? Die Antwort ist dann ein großgeschriebenes Substantiv.
Wenn Sie diese Aussage als Antwort auf die Frage Wie sprechen Sie? verstehen, können Sie kleinschreiben: Wir sprechen französisch.

Abschließend: Da es sich bei einer Übersetzerin um ein Substantiv handelt, wird natürlich auch das zusammengesetzte Substantiv großgeschrieben: Deutsch-Englisch-Übersetzerin.

Korrekte Schreibweise von „viel“, „wenig“, „eine, „andere“

Große Schwierigkeiten bereiten die Zahladjektive viel, wenig, eine, andere sowie auch meiste in Verbindungen. Man merke: Hier gilt die Kleinschreibung, auch wenn die Formulierungen als Substantivierungen aufgefasst werden können. Es handelt sich hierbei also um Ausnahmen:

Unter den vielen, die anwesend waren, war kaum jemand begeistert.
Die meisten sind mit wenigem zufrieden.
Alles andere besprechen wir morgen.
Der eine oder andere wird es schon verstanden haben.
Das meiste wusste ich schon.

Wenn Sie jetzt einwenden, dass es einen Film namens „Das Leben der Anderen“ gibt: Stimmt: Hier handelt es sich quasi um eine Ausnahme der Ausnahme, wenn Sie auf den substantivischen Charakter des Zahladjektives (hier andere) hinweisen wollen, wobei natürlich auch die Kleinschreibung korrekt ist. Mein Tipp: Prägen Sie sich die Kleinschreibung ein und ignorieren Sie diese Ausnahme.

Großschreiben müssen Sie allerdings andere unbestimmte Zahladjektive wie z.B. jeder Einzelne, das Geringste, alles Übrige, das Ganze, alles Mögliche, alles Weitere. Sowieso immer groß die folgenden Substantivierungen: Der Letzte wird der Erste sein.

„Danke für’s folgen“ – zwei klassische Fehler

Gestern bekam ich von einem Twitter-Mitglied folgendes E-Mail: „Danke für’s folgen“. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich undeutsche direkte Übersetzung aus dem Englischen („thanks for following“) ist, nehme ich es zum Anlass, um zwei weitere „klassische“ Fehler in der deutschen Rechtschreibung zu behandeln. Auch die beiden Fehler im oben genannten Beispiel waren schon immer Fehler und haben nichts mit der neuen deutschen Rechtschreibung zu tun.

Also: Verbindungen zwischen Präposition und Artikel – also im obigen Beispiel für und das – schreibt man bei allgemein üblichen Verschmelzungen zusammen und ohne Apostroph, also so: fürs. Selbiges gilt auch für ans, aufs, durchs, hinters, ins, übers, ums, unters, vors, am, beim, hinterm, im, überm, unter, vorm, zum etc.
Beispiele: Die Katze sprang aufs Bett. Er hat mich übers Ohr gehauen. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.

Ausnahmen sind nur eher ungewöhnliche und/oder umgangssprachliche Wendungen wie z.B.  Wir treffen uns nach’m Essen. Wir gehen in’n Zirkus.

So weit, so gut. Nun Teil 2, nämlich die Substantivierung von Verben.
Für Einsteigerinnen: Ein Substantiv ist ein Hauptwort (Tisch, Luft, Ärger) und ein Verb ist ein Zeitwort (jubeln, eislaufen, grollen).

Sobald vor einem Verb/Zeitwort ein Artikel (der, die das) steht, haben wir es mit einem substantivierten Verb zu tun. Das heißt, dass das Verb wie ein Substantiv verwendet wird, weil ja Substantive einen Artikel haben. Die Folge? Das Verb wird behandelt wie ein Substantiv und deshalb großgeschrieben. Also: Danke fürs Folgen. Deshalb entspricht danke fürs Folgen grammatikalisch der Aussage danke fürs Geschenk.

Außer den Artikeln gibt es noch andere Elemente, die auf eine Substantivierung hinweisen können (man denke nur an alles Gute, etwas Ähnliches, im Übrigen) – mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt.