Category Archives: Groß-/Kleinschreibung

Her mit der Kohle!

Unlängst las ich in einer Werbung für die Österreichische Bundesbahn von Am Platz-Steckdosen. Abgesehen davon, dass mir diese Monsterkomposita nicht besonders gefallen, stimmt die Rechtschreibung nicht ganz, denn es gilt die so genannte Durchkoppelung: Alle Bestandteile des Kompositums müssen mit Bindestrichen verbunden werden, also Am-Platz-Steckdosen.

Ebenso verhält es sich etwa mit der Möglichkeit bei der Österreichischen Post, bei verspäteter Lieferung von Expresssendungen das Geld zurückzubekommen: Es muss sich um eine Geld-zurück-Garantie handeln. Wobei zu berücksichtigen ist, dass das erste Wort immer großgeschrieben werden muss und alle anderen Wörter so, wie sie immer geschrieben werden. Es darf also nicht etwa *Geld-Zurück-Garantie heißen. Für viele Probleme sorgen Komposita mit Substantivierungen, mit denen ich mich etwa hier eingehend beschäftigt habe.

Ein paar Würstel sind ein paar zu viel

Heute widmen wir uns dem kleinen, aber feinen Unterschied zwischen paar und Paar. Während paar ein Indefinitpronomen ist, handelt es sich bei Paar um ein Substantiv. Wenn wir ein paar Bonbons sagen, meinen wir damit einige. Es könnten also genau zwei sein, es könnten aber auch drei, fünf oder neun sein. Es ergibt also keinen Sinn, wie unlängst in einer sehr netten Bäckerei in Berlin gesehen, ein paar Würstel anzupreisen und mit einem Fixpreis zu versehen. Es könnte ja sein, dass die Kundin darauf besteht, um 2 Euro gleich sechs Würstel zu bekommen. Das wäre für die Bäckerei ein richtig schlechtes Geschäft.

Ein Paar wiederum sind immer zwei – seien es Menschen, Würstel oder Wanderstiefel. Meine Schwester und ich sind ein Zwillingspaar – oder, wenn wir so wollen, ein Paar Zwillinge.

In diesem Sinne trinke ich jetzt ein paar Tassen Tee gegen die klirrende Kälte.

Vielen Dank im Voraus!

In beruflicher Korrespondenz wird gerne die Formulierung vielen Dank im Voraus verwendet. Leider sehe ich oft, dass *vielen Dank im voraus geschrieben wird. Während Freundlichkeit sehr begrüßenswert ist, wäre es darüber hinaus auch optimal, wenn korrekt geschrieben würde. Richtig ist nur die Schreibweise vielen Dank im Voraus. Woran liegt das?

Es handelt sich um ein substantiviertes Adverb, weshalb die Großschreibung Pflicht ist. Analog verhält es sich etwa bei im Nachhinein und im Vorhinein.

Das war’s für heute … kurz und schmerzlos.

Erste, zweite und letzte

Kürzlich wurde in einem Kommentar die Frage aufgeworfen, wie erstere, ersterer und ersteres zu schreiben ist. Das ist gar kein so leichtes Thema.

Wenn erstere bzw. ersterer attributiv verwendet wird, also bei einem Substantiv steht und dieses näher bestimmt, muss kleingeschrieben werden.

Beispiel: Das erstere Stück hat mir besser gefallen als das andere.

Knifflig wird es, wenn das Wort erstere wahlweise als Ellipse (also als Aussparung eines Wortes) oder als Substantivierung verstanden werden kann. Je nach Geschmack sind etwa im folgenden Fall beide Interpretationen und damit auch beide Schreibweisen richtig:

Von den beiden Kleidern hat mir ersteres besonders gut gefallen.
(Ellipse, um die Wortwiederholung Kleid zu vermeiden.)
Von den beiden Kleidern hat mir Ersteres besonders gut gefallen.
(Hier wird Ersteres als Substantivierung angesehen und nicht als Ellipse.)

Sehr viel häufiger wird allerdings die Substantivierung Ersteres verwendet, die sich auf einen bekannten Sachverhalt bezieht und die immer großgeschrieben werden muss.

Möchten Sie Wein oder Wasser? Ich entscheide mich für Ersteres.

Relativ einfach wiederum ist die Sache beim Superlativ erste/Erste bzw. erster/Erster.

Steht ein Artikel davor, handelt es sich um eine Substantivierung, die unbedingt nach der Großschreibung verlangt:

Die Letzten werden die Ersten sein.
Dieser Skifahrer ist der ewige Zweite.

Attributiv wiederum muss kleingeschrieben werden: Er hat das erste Foul des Spiels begangen.

Ganz generell: Wenn sich ein Superlativ auf ein Substantiv davor oder auch danach bezieht, muss er kleingeschrieben werden:

Susanne ist die beste meiner Schülerinnen.

Ski fahren, Schi fahren, skifahren?

Da ich gerade vom Schifahren in Vail (Colorado, USA) zurückgekommen bin, widmen wir uns diesem Wintersport, dessen Saison gerade beginnt. Die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und den USA beim Anstellen am Schilift wären auch einige Ausführungen wert, haben aber nichts mit der deutschen Rechtschreibung zu tun.  Linguistisch gesehen interessant sind die Deutsch- und Englisch-Varianten, die ausgewanderte Österreicherinnen und Österreicher in den amerikanischen Skigebieten sprechen; aber auch das sprengt den Rahmen. Kehren wir also zurück zum Schifahren bzw. Skifahren.

Fangen wir beim Sportgerät an: Die Dinger, die wir uns an die Füße schnallen, schreiben sich sowohl Ski als auch Schi. Danach versuchen wir, mit ihnen den Hang runterzufahren, sofern wir das Anstellen am Lift und die Liftfahrt hinter uns gebracht haben. Diese Tätigkeit nennt sich Schi fahren oder Ski fahren, analog zu Auto fahren und Tennis spielen.  Die Schreibweise *skifahren und auch *schifahren ist demnach falsch. Der klassische Einwand ist, dass eislaufen in einem Wort geschrieben wird. Das liegt daran, dass eislaufen eine Ausnahme ist, nachzulesen an dieser Stelle.

In der Regel wird die Kombination von Substantiv und Verb als Bezeichnung einer Sportart getrennt geschrieben, wobei natürlich das Substantiv großgeschrieben werden muss. Ergo gehen wir Ski fahren oder eben auch Schi fahren. Wenn das Verb konjugiert wird, ändert sich an der Schreibweise des Substantivs und an der Getrenntschreibung nichts: Ich war gestern Ski fahren. Wir planen, am Wochenende Ski zu fahren. Und dass Substantivierungen immer groß- und zusammengeschrieben werden, sollte sich bereits rumgesprochen haben. Falls nicht, gibt es hier Informationen dazu. Grundlegendes zur Substantivierung gibt es hier.

Beispiele für die Substantivierung: Wir wünschen viel Spaß beim Schifahren!
Das Schifahren in den Rocky Mountains ist ein teures Vergnügen.
Natürlich auch möglich: Das Skifahren in den Rocky Mountains ist ein teures Vergnügen.