Category Archives: Zeichensetzung

Knifflige Klammern

KlammernBei einem meiner Rechtschreib-Seminare tauchte kürzlich eine Frage auf, die ich ad hoc nicht beantworten konnte und bei der ich erst einmal intensiv nachschlagen musste. Die Frage war, wie sich Komposita schreiben, die in der Mitte eine in Klammern gesetzte Information aufweisen. Also etwa wenn sowohl das Wort Ultrahochfrequenz als auch die Abkürzung UHF in Klammern Teil dieses Kompositums sind. Hier ein Beispiel: im Ultrahochfrequenz (UHF)-Bereich.

Die spannende Frage war hier konkret der Umgang mit dem Leerzeichen vor der Klammer.

Die Antwort war nicht leicht zu finden. Ich habe in meinen Nachschlagwerken nur einen Hinweis gefunden und im entsprechenden Beispiel war kein Leerzeichen vor der Klammer angeführt: Polypropylen(PP)-Weichschaum. Analog müsste es dann folgendermaßen heißen: im Ultrahochfrequenz(UHF)-Bereich.

Vom Schriftbild her macht mich das nicht ganz so glücklich. Was meint ihr?

Kreative Zeichensetzung

dog computerVielleicht ist es euch auch schon aufgefallen: In Marketingtexten und in Produktbezeichnungen taucht immer wieder sehr kreative Zeichensetzung auf. Anscheinend ist beim „normalen” Texten schon alles da gewesen, weshalb jetzt mit Satzzeichen experimentiert werden muss. Ebendiese werden dann gerne dort gesetzt, wo sie überhaupt nicht hingehören. Ich finde, das macht die Chose nicht attraktiver, sondern wirkt sehr bemüht und blöde. Hier ein paar Beispiele, die ich gesammelt habe.

Ich wohne in einer Wohnanlage, die sich <Kabelwerk> nennt – und zwar mit spitzen Klammern. Wozu das gut sein soll? Keine Ahnung. Ich finde, dass der Name Kabelwerk (also eine ehemalige Kabelfabrik) für sich spricht und keinen Firlefanz nötig hat.

Eine Initiative der österreichischen Bundesregierung nennt sich klima:aktiv (zur Website geht’s hier). Wozu dieser Doppelpunkt? Ist mir schleierhaft. Wahrscheinlich sollte Originalität ohne Ende transportiert werden. Ich find’s doof.

Vor einiger Zeit las ich von einem Festival namens Festival Basis.Kultur.Wien. Wie wär’s mit einem schlichten Kompositum?

So viel zu meinen Negativbeispielen. Welche Klassiker habt ihr parat?

Binde- oder Gedankenstrich

Die QuartalsberichteBeim Lektorieren fällt mir oft auf, dass Binde- und Gedankenstriche verwechselt werden. Konkret wird häufig ein Bindestrich, also ein kurzer Strich, anstelle eines langen Gedankenstrichs verwendet, also etwa so:

*Diese positive Entwicklung wird sich-gute Konjunktur vorausgesetzt-auch im Jahr 2014 fortsetzen.

Manchmal ist es auch andersrum: Anstelle eines Bindestriches kommt ein Gedankenstrich zum Einsatz. Hier ein Beispiel:

*Unser Produkt– und Leistungsportfolio ist unübertroffen.

Vor kurzem stand ich vor der spannenden Frage, ob auf dem Deckblatt eines Quartalberichts ein Bindestrich oder ein Gedankenstrich zu verwenden wäre – konkret bei diesem Wort: Quartalsbericht 1.-3. Quartal oder aber Quartalsbericht 1. – 3. Quartal bzw. ohne Leerzeichen Quartalsbericht 1.–3. Quartal.

Ich habe lange in meinen Nachschlagwerken gesucht und dann im Duden folgende Information gefunden: „Als Zeichen für ‚gegen’ und ‚bis’ findet der Gedankenstrich Verwendung. Für ‚gegen’ (beispielsweise in Sportberichten) wird er mit Zwischenraum gesetzt. Für ‚bis’ wird er ohne Zwischenraum gesetzt.”

Vor diesem Hintergrund habe ich der Kundin folgende Schreibweise empfohlen: Quartalsbericht 1.–3. Quartal.

Das Ende einer langjährigen Beziehung

IMG_0542Wie heißt es so schön? Nichts ist für immer. Bei mir im privaten Bereich gibt’s da die eine oder andere erstaunliche Ausnahme, aber im Großen und Ganzen ist das wohl richtig.

Keine Ewigkeit war auf jeden Fall meiner Beziehung zur österreichischen Tageszeitung Der Standard beschieden. Ich hatte sie ungefähr 17 Jahre lang gelesen. Ende Juli trennten sich dann unsere Wege für immer.

Warum? Wer keinen Wert auf Rechtschreibung legt, wird meine Entscheidung kaum nachvollziehen können, aber ich habe die Zeitung deshalb abbestellt, weil das Rechtschreibniveau in der Printausgabe katastrophal ist (in der Onlineversion ist es noch viel schlimmer … und das will was heißen!). Insbesondere gilt das für die Kommasetzung, aber auch für alle anderen Bereiche der deutschen Rechtschreibung.

Nachdem ich mehrere Male mit der Redaktion Kontakt aufgenommen hatte und dazu ermuntert hatte, dass JournalistInnen doch die Grundlagen ihres Berufes beherrschen sollten (eine Architektin beherrscht schließlich auch die Grundrechenarten) und ich ständig Ausreden in Richtung „überforderte Lektorin” zu lesen bekam, reichte es mir eines Tages. Außerdem bekam ich jeden Tag bei der morgendlichen Zeitungslektüre Magenschmerzen. Da ich wenig Lust auf Magengeschwüre habe, gehe ich stattdessen nun sehr bald in der Früh laufen und lese dann die Presse, die mit einem deutlich besseren Rechtschreibniveau aufwarten kann, auch wenn sie politisch nicht ganz auf meiner Linie ist.

Adieu, lieber Standard! Du bist mir zwar irgendwie ans Herz gewachsen über die Jahre, aber so richtig schmerzt mich der Verlust nicht. Es kommt schließlich immer was Besseres nach.

Zum Abschluss noch eine Auswahl der Kommasetzung in der Printausgabe vom 31. Juli 2013 (inhaltlich ist das Thema natürlich auch deprimierend, aber das lassen wir mal beiseite):

Rund 15 Aktivisten mit Flyern und selbstgemalten Transparenten bewaffnet, versuchen die Abschiebung einiger, der als „Votiv-Flüchtlinge” bekannt gewordenen Asylwerber zu verhindern.

[…] hauptsächlich nach Deutschland und Frankreich aber auch nach Skandinavien.
Es gab kein faires, rechtsstaatliches Verfahren — weder vor dem Asylgerichtshof, noch vor anderen Instanzen.

 

Das Semikolon und wozu es taugt

AtomiumDas Semikolon, auch Strichpunkt genannt, ist so etwas wie das Stiefkind der Zeichensetzung. Es wird selten verwendet und kaum jemand widmet ihm Aufmerksamkeit. Das wollen wir heute ändern! Eines vorweg: Wer gerne strikte Regeln befolgt, wird mit dem Semikolon nicht ganz so glücklich werden.

Eingangs ist zu sagen, dass das Semikolon laut Duden (Band 9, Eintrag zum Semikolon) eine Mittelstellung zwischen Komma und Punkt einnimmt. Es steht anstelle eines Kommas, wenn dieses in seiner trennenden Funktion innerhalb eines Satzes zu schwach ist; es steht anstellt eines Punktes, wenn dieser zu stark trennt. Da diese Entscheidung sehr subjektiv ist, lassen sich keine Regeln formulieren, die festlegen, wo ein Semikolon stehen muss. Es kann nur gesagt werden, wo ein Semikolon stehen kann.

1. Das Semikolon anstelle eines Kommas oder Punktes zwischen selbstständigen Sätzen

Wenn ein Punkt oder ein Komma zur Kennzeichnung der Selbstständigkeit der Teile eines größeren Satzgefüges nicht ausreicht, kann ein Semikolon gesetzt werden:

In Brüssel besuchte ich das Atomium; das Wetter war schön und ich hatte sonst nichts Besseres zu tun.

Bei nebengeordneten Sätzen steht das Semikolon anstelle eines Punkts oder Kommas besonders dann, wenn der Anschluss mit den folgenden nebengeordneten Konjunktionen bzw. Adverbien hergestellt wird: denn, doch, aber sowie darum, daher, deswegen, deshalb.

Das Wahrzeichen von Brüssel beeindruckte mich nicht sonderlich; aber es war mir wichtig, es einmal gesehen zu haben.

2. Das Semikolon anstelle eines Punktes

Das Semikolon kann dann anstelle eines Punktes stehen, wenn selbstständige Sätze ihrem Inhalt nach eng zusammengehören. Das gilt auch dann, wenn die Sätze unterschiedliche Subjekte haben.

Die Organisation vor Ort ist nicht optimal; Barrierefreiheit ist auch nicht gegeben. 

3. Das Semikolon anstelle eines Kommas bei Aufzählungen

Bei längeren und komplexen Aufzählungen kann das Semikolon zur besseren Gliederung verwendet werden, um die einzelnen Gruppen zu kennzeichnen.

In Brüssel gibt es ja einiges zu sehen, zum Beispiel das René-Magritte-Museum, den Manneken Pis und den Großen Markt; darüber hinaus können am Tag der offenen Tür die EU-Institutionen besucht werden.