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Zitieren, aber richtig

Heute schrieb ich auf der Facebook-Seite „Gute Rechtschreibung“ Folgendes: Gestern auf einer Mülltonne in Wien gesehen: „Ganz Wien ist clean“.

An dieser Stelle bietet es sich an, sich ein paar Gedanken über die richtige Kombination von Anführungszeichen und anderen Satzzeichen zu machen. Gleich vorweg: Die oben stehende Variante ist falsch.

Wenn ein (Werk-)Titel, ein Spruch, eine Redewendung etc. zitiert wird und der so genannte Begleitsatz mit einem Punkt endet, fällt der Punkt der Anfügung weg und nur derjenige des Begleitsatzes wird angeschrieben:

Der Ober ärgerte sich über sein kritisches „Der Wein schmeckt nach Essig“.

Anders verhält es sich, wenn die zitierte Anfügung mit einem Ruf- oder Fragezeichen endet. In diesem Fall kommt der abschließende Punkt des Begleitsatzes noch dazu:

Mein Lieblingsspiel ist „Fang den Hut!“.
Ich lese gerade Bölls Roman „Wo warst du, Adam?“.

Wenn aber ein Doppelpunkt vor der zitierten Anfügung steht und der Satz mit der Anfügung endet, muss das Satzschlusszeichen innerhalb der Anführungszeichen stehen.

Es müsste also folgendermaßen heißen:
Gestern auf einer Mülltonne in Wien gesehen: „Ganz Wien ist clean.“

Der abschließende Punkt des Begleitsatzes entfällt allerdings, wenn die in Anführungszeichen stehende Anfügung mit einem Ruf- oder Fragezeichen endet:

Sie rief: „Achtung!“
Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Eile mit Weile!“

Noch ein bisschen schwieriger wird’s bei der wörtlichen Wiedergabe. Mehr dazu in Kürze.

Von Leerzeichen und Sonderzeichen

Vor wenigen Tagen tauchte die Frage auf, wie mit Sonderzeichen in Kombination mit Leerzeichen umzugehen sei. Die große Frage ist immer: mit oder ohne Leerzeichen? Diese Schwierigkeit taucht beim Schrägstrich auf, beim Plus- und Minuszeichen, beim Prozentzeichen etc. Wer den Duden konsultiert, hat oft die Qual der Wahl zwischen halben und ganzen Leerzeichen (mehr Infos zu den halben Leerzeichen bei den Kommentaren zu diesem Beitrag).

Beim Gradzeichen (+3 °C) hat laut Duden zwischen der Zahl und dem Gradzeichen ein „kleinerer Zwischenraum“ (Festabstand) zu stehen, wobei sich fragt, ob damit ein halbes Leerzeichen gemeint ist. Gleichzeitig weist der Duden darauf hin, dass laut DIN 5008 ein ganzer Leerschritt zu setzen sei. Nun denn! Unumstritten scheint die Regel zu sein, nach der bei anderen Gradangaben das Gradzeichen ohne Zwischenraum an die Zahl angeschlossen wird: ein Winkel von 30°.

Wobei wir gleich bei den Plus- und Minuszeichen wären: Wenn es sich um Vorzeichen handelt, steht kein Zwischenraum (wie oben bei der Temperatur). Bei Rechenzeichen will der Duden einen „kleineren, festen“ Zwischenraum und DIN 5008 wieder mal einen ganzen Leerschritt.

Ebenso verhält es sich beim Prozent- und Promillezeichen: Duden will einen kleinen Zwischenraum, DIN 5008 einen ganzen Leerschritt. Mühsam.

Einfacher wird’s beim Schrägstrich. Hier wird laut Duden im Allgemeinen kein Leerschritt angeschlagen. Die folgenden Beispiele werden angeführt:
Er begann sein Studium im Wintersemester 2000/2001.
Aktenzeichen c/XII/14
Ihr Zeichen: Dr/Ls

Ich hoffe, damit sind alle Klarheiten beseitigt …

Gehts dem Apostroph noch gut?

Ich habe vor einiger Zeit nicht schlecht gestaunt, als ich bei der Lektüre des Duden-Bands 9 („Richtiges und gutes Deutsch“) erfuhr, dass der Apostroph in bestimmten Fällen nicht mehr notwendig ist. Hier die Details:

Wird das Pronomen es mit Verb, Pronomen oder Konjunktion zusammengezogen, kann ein Apostroph stehen oder auch nicht.

Machen Sie sich’s gemütlich!
Machen Sie sichs gemütlich!

Mir geht’s gut.
Mir gehts gut.

Vielleicht ist die Lockerung dieser Regel als Gegensteuerungs-Versuch zum viel zitierten Deppenapostroph gedacht? Ich könnte mir vorstellen, dass dies zu einer noch ausgeprägteren Alles-geht-Einstellung (ha, schönes Kompositum!) führt.

Für Rechtschreib-Profis ist folgende Regel etwas lachhaft. Weniger Bewanderte haben ihre liebe Not damit:

Kein Apostroph steht bei den üblichen Verschmelzungen aus Präposition und Artikel:
ans, aufs, durchs, fürs, hinters, ins, übers, ums, unters, vors, vorm
Bei unüblichen oder umgangssprachlichen Verschmelzungen sollte allerdings sehr wohl ein Apostroph stehen: Wir gehen in’n Zirkus.

Von Gedankenstrichen und Leerzeichen

Anlässlich des Vulkanausbruches wurde ja plötzlich sehr viel Zug gefahren. Vielleicht erreichte mich deshalb kürzlich per E-Mail die Frage, welche Schreibweise korrekt sei, diese:

die Strecke Bozen-Verona

oder diese:

die Strecke Bozen – Verona

Gute Frage! Auch ich hatte über eine ähnliche Frage lange nachgegrübelt und im Duden gesucht. Konkret ging es bei mir um die Verwendung von Leerzeichen bei Gedankenstrichen im Falle von Zeitangaben. Also die Wahl zwischen:

Die Behandlung dauert 55–60 Minuten und
Die Behandlung dauert 55 – 60 Minuten

Um die Frage des Lesers zumindest vorab mal zum Teil zu beantworten: Es muss auf jeden Fall ein Gedankenstrich her. Die kniffligere Frage ist die nach den Leerzeichen.

Das Lustige daran ist, dass der Duden schreibt, dass kein Leerzeichen stehen darf, wodurch also beim obigen Zeitbeispiel nur die erste Variante richtig wäre. Gleichzeitig weist der Duden darauf hin, dass laut DIN 5008 (Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung) sowohl vor dem Gedankenstrich als auch danach ein Leerzeichen zu stehen hat. Nun muss also jede für sich selbst entscheiden, ob sie sich eher nach dem Duden oder nach einer Norm richten möchte. Prinzipiell liegt mir eher der Duden am Herzen, aber rein optisch gefällt mir die Leerzeichen-Variante besser. Wie geht es euch dabei?

Wozu taugt der Gedankenstrich?

Widmen wir uns heute einem Satzzeichen, das zunehmend in Vergessenheit gerät, obwohl es sehr schöne Möglichkeiten der Satzstrukturierung bietet. Willkommen in der Welt des Gedankenstrichs!

Laut Duden ist der Gedankenstrich ein „stärkeres“ Satzzeichen als etwa Komma oder Doppelpunkt.

Der einfache Gedankenstrich wird etwa zur Signalisierung einer Pause, eines Gedankenwechsels mitten im Satz oder zur Verstärkung eines abschließenden Satzteils verwendet:
Warte mal es fällt mir gleich ein.
Da hilft nur noch eins sofort operieren!
Er sagte kurzfristig ab einfach per E-Mail.

Dann gibt es noch den so genannten „paarigen“ Gedankenstrich, also den Gedankenstrich im Doppelpack. Er dient zur Abgrenzung eingeschobener Sätze oder Satzteile.
Ihre Forderung wir sagen es nochmals finden wir unverschämt.
Dieses Buch das wohl beste dieser Autorin wurde in 17 Sprachen übersetzt.

Achtung: Wenn der Einschub am Ende ein Komma enthält, so entfällt dieses:
Manche Tiere etwa Junia, meine Katze sind sehr anhänglich.
Aber: Manche Tiere, etwa Junia, meine Katze, sind sehr anhänglich.

Andere Satzzeichen wiederum bleiben bei Einschüben zwischen Gedankenstrichen erhalten:
Mein Bruder du hast ihn doch kennen gelernt? – macht gerade Urlaub.
Er will leider! – nicht nach Wien reisen.