Korrekte Schreibweise von „viel“, „wenig“, „eine, „andere“

Große Schwierigkeiten bereiten die Zahladjektive viel, wenig, eine, andere sowie auch meiste in Verbindungen. Man merke: Hier gilt die Kleinschreibung, auch wenn die Formulierungen als Substantivierungen aufgefasst werden können. Es handelt sich hierbei also um Ausnahmen:

Unter den vielen, die anwesend waren, war kaum jemand begeistert.
Die meisten sind mit wenigem zufrieden.
Alles andere besprechen wir morgen.
Der eine oder andere wird es schon verstanden haben.
Das meiste wusste ich schon.

Wenn Sie jetzt einwenden, dass es einen Film namens „Das Leben der Anderen“ gibt: Stimmt: Hier handelt es sich quasi um eine Ausnahme der Ausnahme, wenn Sie auf den substantivischen Charakter des Zahladjektives (hier andere) hinweisen wollen, wobei natürlich auch die Kleinschreibung korrekt ist. Mein Tipp: Prägen Sie sich die Kleinschreibung ein und ignorieren Sie diese Ausnahme.

Großschreiben müssen Sie allerdings andere unbestimmte Zahladjektive wie z.B. jeder Einzelne, das Geringste, alles Übrige, das Ganze, alles Mögliche, alles Weitere. Sowieso immer groß die folgenden Substantivierungen: Der Letzte wird der Erste sein.

Wie schreibt man Zusammensetzungen mit „irgend“?

Heute ein eindeutiger Fall der Zusammenschreibung: Verbindungen, in denen jemand vorkommt, werden zusammengeschrieben, also z.B. irgendjemand, irgendwohin, irgendwie. Dabei ist es unerheblich, dass das Wort dadurch sehr lang wird.

Ausnahme, die aber eher in der gesprochenen Sprache als in der geschriebenen Sprache vorkommt: Sobald sich nach dem jemand ein so einschleicht, wird in drei Wörtern geschrieben: irgend so jemand, irgend so eine komische Frage.

Beispiele:
In meine Wohnung wurde eingebrochen. Irgendwie muss irgendjemand irgend so eine Ahnung gehabt haben, dass ich auf Urlaub war.

Kein Komma nach Grußformel!

Heute ein Fehler, der mir jeden Tag x-mal begegnet, wodurch das Ganze allerdings nicht richtiger wird. In meinem E-Mail-Eingang tummeln sich dutzende Mails, die alle so oder ähnlich aufhören:

Liebe Grüße, Manuela
Mit freundlichen Grüßen, Barbara Hochgatterer
Beste Grüße, Elena Fleischhacker

Was haben die oben stehenden so genannten „Grußformeln” gemeinsam? Genau – bei allen steht ein Komma zwischen den abschließenden Worten und dem Namen der Absenderin. Nur: Das ist bei allen falsch. Möglicherweise schwappt hier der englische Sprachgebrauch ins Deutsche herüber, weil im Englischen sehr wohl nach der Grußformel ein Komma stehen muss. Oder vielleicht machen es die meisten Menschen einfach instinktiv falsch.

Wie dem auch sei: Nach der Grußformel darf kein Komma stehen! Im Duden-Wortlaut („Richtiges und gutes Deutsch”, Band 9) liest sich das dann so: Die Grußformel […] und steht ohne Punkt, Komma oder Ausrufezeichen.

Da hier allerdings die Kommasetzung grassiert, würde es mich nicht wundern, wenn in einigen Jahren auch diese Variante erlaubt wäre. Denn: Der Duden arbeitet nicht nur normativ, also vorschreibend, sondern auch deskriptiv, d.h. er bildet die Realität des Sprachgebrauches ab.

Zusammenschreibung von Substantiven

bipa1Wer ein bisschen durch die Geschäfte schlendert, wird mit Rechtschreibfehlern auf Werbeschildern und Plakaten überhäuft: Da gibt es Milch Kaffee im Kaffeehaus, Bonus Punkte beim Drogerieladen BIPA (siehe Foto), einen neuen Friseur Salon bei mir um die Ecke.  Diese Schreibweise war schon immer falsch und ist auch nach wie vor falsch.

Warum? Es handelt sich hier um zusammengesetzte Substantive – also um Wörter, die aus mehreren Hauptwörtern bestehen, also z.B. aus Milch und Kaffee. Nur: Anders als im Englischen schreibt man im Deutschen zusammengesetzte Substantive immer zusammen. Also: Milchkaffee, Bonuspunkt, Friseursalon.

Wenn es der besseren Lesbarkeit dient, können Sie auch einen Bindestrich setzen. Beispielsweise kürzlich gelesen: Krokodils-Dung. Klassiker: Desktop-Publishing statt dem unübersichtlichen Desktoppublishing und Umsatzsteuer-Tabelle anstatt Umsatzsteuertabelle.

„Danke für’s folgen“ – zwei klassische Fehler

Gestern bekam ich von einem Twitter-Mitglied folgendes E-Mail: „Danke für’s folgen“. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich undeutsche direkte Übersetzung aus dem Englischen („thanks for following“) ist, nehme ich es zum Anlass, um zwei weitere „klassische“ Fehler in der deutschen Rechtschreibung zu behandeln. Auch die beiden Fehler im oben genannten Beispiel waren schon immer Fehler und haben nichts mit der neuen deutschen Rechtschreibung zu tun.

Also: Verbindungen zwischen Präposition und Artikel – also im obigen Beispiel für und das – schreibt man bei allgemein üblichen Verschmelzungen zusammen und ohne Apostroph, also so: fürs. Selbiges gilt auch für ans, aufs, durchs, hinters, ins, übers, ums, unters, vors, am, beim, hinterm, im, überm, unter, vorm, zum etc.
Beispiele: Die Katze sprang aufs Bett. Er hat mich übers Ohr gehauen. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.

Ausnahmen sind nur eher ungewöhnliche und/oder umgangssprachliche Wendungen wie z.B.  Wir treffen uns nach’m Essen. Wir gehen in’n Zirkus.

So weit, so gut. Nun Teil 2, nämlich die Substantivierung von Verben.
Für Einsteigerinnen: Ein Substantiv ist ein Hauptwort (Tisch, Luft, Ärger) und ein Verb ist ein Zeitwort (jubeln, eislaufen, grollen).

Sobald vor einem Verb/Zeitwort ein Artikel (der, die das) steht, haben wir es mit einem substantivierten Verb zu tun. Das heißt, dass das Verb wie ein Substantiv verwendet wird, weil ja Substantive einen Artikel haben. Die Folge? Das Verb wird behandelt wie ein Substantiv und deshalb großgeschrieben. Also: Danke fürs Folgen. Deshalb entspricht danke fürs Folgen grammatikalisch der Aussage danke fürs Geschenk.

Außer den Artikeln gibt es noch andere Elemente, die auf eine Substantivierung hinweisen können (man denke nur an alles Gute, etwas Ähnliches, im Übrigen) – mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt.