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Korrektur lesen, aber richtig

Keine Sorge, in diesem Beitrag geht es nicht um Korrekturzeichen oder Tipps zum Korrekturlesen von Texten. Als Lektorin bin ich immer wieder mit dem Überprüfen und Überarbeiten von Texten befasst, wobei ich zwischen Korrektorat und Lektorat unterscheide. Ersteres beinhaltet die Überprüfung und Korrektur von Rechtschreibung und Grammatik, wobei die meisten Fehler üblicherweise im Bereich der Kommasetzung zu finden sind. Das Lektorat geht weit darüber hinaus und beinhaltet auch stilistisches Feedback. Aber das nur am Rande.

Worum es mir heute geht, ist schlicht die Schreibweise dieser Tätigkeit: Korrektur lesen. Sehen wir uns zunächst an, mit welchen Wortarten wir es zu tun haben. Korrektur ist ganz offensichtlich ein Substantiv und lesen ein Verb. Die Regel besagt, dass Verbindungen aus Substantiv und Verb getrennt geschrieben werden müssen. Allerdings gibt es einige Ausnahmen. Bei diesen Verbindungen gilt das Substantiv als „verblasst”. Hier diejenigen Ausnahmen, die meines Erachtens im Sprachgebrauch am häufigsten vorkommen (insgesamt ist die Liste nicht lang): teilnehmen, eislaufen, heimreisen, leidtun, preisgeben, stattfinden, nottun.

Wenn das verblasste Substantiv abgetrennt wird, wird es folgerichtig kleingeschrieben:

Die Kinder laufen eis. Ich nehme am Kongress teil. Ich stehe vor Freude kopf. Die Zeugin gab ihr Geheimnis nicht preis.

Es mag vielleicht irritieren, eis im Beispiel oben kleingeschrieben zu sehen, aber wenn der Infinitiv kleingeschrieben wird, muss das gebeugte Verb natürlich auch entsprechend geschrieben werden.

Bei allen anderen Verbindungen aus Substantiv und Verb wird in zwei Wörtern geschrieben und das Substantiv groß. Hier weitere mit Korrektur lesen vergleichbare Beispiele: Tennis spielen, Folge leisten, Angst haben, Wert legen, Maschine schreiben etc.

In diesem Sinne gehe ich jetzt Griechisch lernen und die Zeitung lesen. Bis bald!

Ich laufe eis, aber ich esse Eis

Zugegeben: Bei der derzeitigen Witterung möchte ich mangels Sonne weder Eis essen noch mangels echter Kälte eislaufen.  So oder so weist die unterschiedliche Schreibweise dieser beiden Verben auf das viel kritisierte Problem der „verblassten“ Substantive hin. Wie ich an dieser Stelle schon öfter erwähnt habe, gibt es einige wenige Verben, in denen das Substantiv als „verblasst“ gilt, etwa eislaufen, heimreisen, kopfstehen, teilnehmen, stattfinden usw. Während kaum jemand von uns in die Versuchung kommen würde, * Ich nehme Teil zu schreiben, geht es den meisten Menschen bei eislaufen anders – auch Profis lockt hier der Griff zur Shift-Taste, um Folgendes zu schreiben: * Ich laufe Eis. Korrekt ist: Ich laufe eis. Da der Infinitiv kleingeschrieben wird, muss natürlich das verblasste Substantiv, wenn es durch die Konjugation abgetrennt wird, ebenso kleingeschrieben werden.

Besonders schwierig wird es natürlich bei Verben, in denen ebenso das Substantiv Eis vorkommt, es aber in diesen Fällen nicht als verblasst gilt, also etwa Eis essen, Eis schlecken, Eis machen.

Am einfachsten merkt man sich deshalb die Grundregel, nach der nun in den allermeisten Fällen die Verbindung aus Substantiv und Verb als Wortgruppe betrachtet und deshalb konsequent getrennt geschrieben wird: Tennis spielen, Rad fahren, Klavier lernen, Maschine schreiben, Hof halten.

Die oben erwähnten Verben sind Ausnahmen. Dazu gehören etwa auch brandmarken, schlafwandeln, schlussfolgern, leidtun, nottun.