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Österreichisch für AnfängerInnen: Lexik

Schon klar, dass es die Sprache „Österreichisch” nicht gibt; aber eine griffige Überschrift ist immer gut. Letztlich wird auch in Österreich Deutsch gesprochen, allerdings in einer Art und Weise, die Deutsche jenseits des Weißwurstäquators oft vor große Rätsel stellt. Das noch viel größere Rätsel ist für mich, warum wir in Österreich Deutsche meistens (unter Bemühungen) verstehen, auch wenn uns ihre Lexik und Aussprache oft Spanisch vorkommen. Warum funktioniert das nicht in die andere Richtung? Ob es an gutem Willen mangelt? Oder liegt es schlicht daran, dass Österreicherinnen durch das deutsche Fernsehen viel eher dem deutschen Deutsch exponiert sind als Deutsche dem österreichischen Deutsch?

Egal; ich will nicht abschweifen. Angesichts des heißen Wetters, sowohl in Österreich als auch in Deutschland, wollen wir uns heute mit einem locker-leichten Thema beschäftigen. Ich wünsche viel Spaß beim Raten. Mitraten dürfen natürlich nur Leute, die die unten stehenden Begriffe noch nie gehört oder gelesen haben. Nachschlagen ist natürlich auch nicht erlaubt. Es würde mich interessieren, was Uneingeweihte ad hoc mit diesen Formulierungen verbinden.

Auf die Plätze, fertig, los!

Hier die Beispiele; die fraglichen Begriffe sind kursiv gesetzt. Damit das Ganze lustiger wird, liefere ich bewusst wenig Kontextinfo.

1. Wir werden dieses Problem heuer angehen.

2. Ich glaube nicht, dass sich das ausgeht.

3. Passt das für dich?

4. Er hat mich neulich einfach versetzt.

5. Peter ist zum wiederholten Male im Häfen.

6. Das Häusel ist sehr klein.

Von Austriazismen und anderen Wunderlichkeiten

Bitte die Überschrift nicht falsch zu verstehen: Aus meiner Sicht sind Austriazismen überhaupt nicht wunderlich, sondern ein schöner Ausdruck regionaler Sprachvarietät, die auf keinen Fall negiert werden soll. Bei einigen Wörtern war es mir jahrelang gar nicht bewusst, dass sie in (Nord-)Deutschland nicht verwendet werden, etwa heuer für dieses Jahr. Gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass Austriazismen von Deutschen sehr viel schlechter verstanden werden als „bundesdeutsche“ Eigenarten der deutschen Sprache von uns Österreicherinnen. Ob das an mangelndem Willen liegt oder an der größeren Präsenz des Bundesdeutschen in Österreich als des „Österreichischen“ in Deutschland (etwa durch die Medien), sei mal dahingestellt.

Ein regelmäßiger Leser des Blogs war so freundlich, mir eine Liste echter und angeblicher Austriazismen per E-Mail zu schicken. Angeblich deshalb, weil ich einige dieser Wörter hier in Österreich noch nie gehört habe. Das heißt zwar nicht, dass sie nicht in irgendeiner Ecke des Landes verwendet werden, aber besonders geläufig sind sie nicht. Dazu gehören etwa Ananas für Erdbeere (was frau nur sehr selten auf Märkten in Wien hört), Apfelkoch für Apfelmus habe ich noch nie gehört, Distinktion für Auszeichnung sagt vermutlich nicht mal die Upper-Class, Fallott für Kleinkrimineller ist mir überhaupt kein Begriff. Sehr gängig wiederum, wenn auch nicht in der Schriftsprache, ist Gatsch für Schlamm, ebenso wie Hosensack für Hosentasche und Hundstrümmerl für Hundehaufen. Dass hier in Österreich Kassa anstatt Kasse gesagt und geschrieben wird, dürfte hinlänglich bekannt sein. Und dass wir eher Melanzani anstatt Aubergine essen (die Kulinarik ist sowieso ein Thema für sich!). Nachtmahl oder Nachtessen anstelle von Abendessen kommt mir hingegen sehr, sehr spanisch vor. Möglicherweise hat dieser Begriff noch irgendwo am Land überlebt, aber in der Stadt sicher nicht. Sehr typisch ist Parte für Todesanzeige, was ich selbst (als langjährige Auslandsösterreicherin) erst vor wenigen Jahren mit Erstaunen gelernt habe. Und zu guter Letzt gehen wir hier natürlich nicht mit Tüten, sondern mit Sackerln einkaufen. Sehr Fortgeschrittene bestellen am Würstelstand eine Eitrige und bekommen eine Käsekrainer.

Weitere Beiträge jederzeit gerne willkommen! Wir lesen uns in ein paar Tagen, da ich derzeit viel unterwegs bin. Vorerst geht es nach Innsbruck, wo das „Österreichische“ in seiner Tiroler Ausprägung besonders charmant rüberkommt.