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Treue Helferleins

Vor wenigen Tagen saß ich mit vielen Sprachexpertinnen beisammen. Es stellte sich auch diesmal heraus, dass viele von ihnen erhebliche Unsicherheiten bei der neuen deutschen Rechtschreibung, vor allem im Bereich Kommasetzung, aufweisen. Glücklicherweise ist es den meisten ein Anliegen, die deutsche Rechtschreibung aus dem Effeff zu beherrschen oder ihre Defizite zu korrigieren. Kein Wunder, denn schließlich steht ja ihre Glaubwürdigkeit als Übersetzerin/Lektorin/Texterin auf dem Spiel. Eine Architektin muss schließlich auch die Grundrechenarten beherrschen.

Auf jeden Fall tauchte die Frage auf, wo denn die neue deutsche Rechtschreibung im Schnellverfahren aufgefrischt werden könne. Die Lektüre meiner Beiträge hilft natürlich. Wer alles kompakt zusammengefasst haben möchte, ist mit dem Übungsbuch „So schreibt man jetzt!” des Dudenverlags sehr gut bedient. Auch wenn es nicht besonders dick ist, ist es doch sehr konzentriert, weshalb ich empfehlen würde, es in kleinen Schritten durchzuarbeiten. Ein Buch, das ich immer wieder zur Hand nehme, ist „Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen”, ebenfalls aus dem Dudenverlag. Hier finde ich auch auf sehr knifflige Fragen gut erklärte Antworten. Darüber hinaus greife ich natürlich laufend und gerne zu Dudenband 9, „Richtiges und gutes Deutsch”. Immer wieder blättere ich bei besonders schwierigen Fällen auch im Dudenband 4, „Die Grammatik”.

 

Wo ein Komma tödlich ist …

Ich weiß schon, dass es sich beim unten stehenden Beispiel um ein sehr makabres Beispiel handelt, aber gleichzeitig illustriert es sehr schön, wie wichtig Kommas sind. Denn in diesem Fall, man stelle sich eine Situation im Mittelalter vor, entscheidet das Komma über Leben und Tod:

Hängt ihn nicht, begnadigt.
Hängt ihn, nicht begnadigt.

Im ersten Fall kommt die betreffende Person mit dem Leben davon; im zweiten leider nicht.

Grammatikalische Erklärung: Es handelt sich in beiden Fällen um einen so genannten Auslassungssatz. Der vollständige Satz würde lauten: Er ist begnadigt bzw. er ist nicht begnadigt. Die Kommaregel ist da wie dort die gleiche, nämlich: Vor dem Auslassungssatz muss ein Komma stehen. Hier entscheidet ganz allein der Sinn, wo genau dieses Komma stehen muss.

Komma bei nachgestellten Erläuterungen

Aufgrund der ungebremst großen Nachfrage heute wieder einmal ein Beitrag über die allseits beliebten Kommas,  die auch eingefleischten Sprachprofis immer wieder zu schaffen machen (falls das jemandem zum Troste gereicht).

Heute sehen wir uns die Kommasetzung bei so genannten nachgestellten Erläuterungen an. Aber erstmal zur Frage, was nachgestellte Erläuterungen eigentlich sind. Nachgestellte Erläuterungen geben Zusatzinformation zu einem davor stehenden Wort und werden meist durch charakteristische Wörter und Wortgruppen eingeleitet: also, besonders, das heißt, insbesondere, nämlich, und zwar, zum Beispiel

Deutlicher wird es anhand der unten stehenden Beispiele (die nachgestellte Erläuterung habe ich unterstrichen). Was die Kommasetzung betrifft: Vor einer nachgestellten Erläuterung muss immer ein Komma stehen.

Obst, besonders Erdbeeren und Kirschen, isst sie gern.
Er sagte seine Teilnahme ab
, und zwar per E-Mail.
Sie ist blau, das heißt
betrunken.

Im ersten Satz lautet die nachgestellte Erläuterung besonders Erdbeeren und Kirschen. Da der Satz danach noch weitergeht, muss nach der nachgestellten Erläuterung ein weiteres Komma stehen.

Achtung beim dritten Satz: Wenn durch das heißt ein Nebensatz eingeleitet wird (was hier nicht der Fall ist), muss auch nach das heißt ein Komma stehen. Nähere Informationen dazu gibt’s hier.

Zeichensetzung bei direkter Rede

Gestern schlug mir eine Kollegin vor, mal einen Beitrag zur Zeichensetzung bei direkter Rede zu schreiben. Sehr gerne – hier die wichtigsten Regeln:

Ganz allgemein kann gesagt werden, dass, wenn der Satz nach der direkten Rede weitergeht,  immer ein Komma zu stehen hat. Falls der direkte wiedergegebene Satz einen Punkt enthält, so entfällt dieser:
Die Übersetzerin sagte: „Der Preis ist nicht verhandelbar“, und lächelte freundlich.

Wenn der direkt wiedergegebene Satz aber ein Ruf- oder Fragezeichen enthält, wird es beibehalten und hinter dem Anführungszeichen ein Komma gesetzt, also so:
„Bleib sofort stehen!“, rief sie.
„Kommst du morgen wieder?“, fragten die Kinder den Nikolaus.

Wenn der Satz nach der direkten Rede aufhört, steht das Satzzeichen immer innerhalb der Anführungszeichen:
Er sagte: „Heute wird ein warmer Tag.“

Endet die direkte Rede mit einem Ruf- oder Fragezeichen, steht danach kein abschließender Punkt:
Wir schrien: „Pass auf!“
Ich dachte:  „Woher soll ich das wissen?“