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„Statt“ als Präposition oder als Konjunktion

„Der Elch statt des Ehemanns war der Mörder“ stand heute in der Überschrift eines Artikels der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Irgendwas stimmt grammatikalisch nicht, dachte ich und schlug im Duden nach. Übrigens ging es im Artikel darum, dass ein Schwede ein Jahr im Gefängnis verbrachte hatte, bis sich herausstellte, dass nicht er seine Frau ermordet hatte, sondern dass sie bei einem Spaziergang von einem Elch tödlich verletzt wurde.

Bei statt wird zwischen der Verwendung als Präposition und als Konjunktion unterschieden. Als Präposition bedeutet es anstelle. Als Konjunktion steht das Wort für und nicht.

Bei der Verwendung als Präposition muss der Genitiv folgen:
Sie hat statt einer Puppe eine Eisenbahn bekommen.
Er brachte statt des Briefes das Paket zur Post.

Wird statt als Konjunktion stellvertretend für und nicht verwendet, richtet sich der zu verwendende Fall nach dem Verb:
Er wählte den grünen Kaffee statt den Tee. (Akkusativ)
Der Elch statt der Ehemann war der Mörder. (Nominativ)

In der Zeitung ist hier etwas durcheinandergeraten: Statt wird zwar im Sinne von und nicht verwendet (die Verwendung als Präposition im Sinne von anstelle wäre absurd), es wird aber anstelle des Nominativs fälschlicherweise der Genitiv verwendet.

Von falschen Zwillingen

Da ich selbst ein echter Zwilling bin (d.h. eine ebenso sprachbegeisterte Zwillingsschwester habe), ist es durchaus passend, wenn ich an dieser Stelle mal von falschen Zwillingen berichte. Was ich damit meine? Ich meine Wörter, die zwar aus den exakt gleichen Buchstaben bestehen, aber unterschiedlich geschrieben werden. Je nach Bedeutung getrennt oder zusammen. Leider werden diese falschen Zwillinge oft verwechselt und exakt falsch verwendet. Anbei also ein wenig Zwillingskunde:

soweit und so weit
Klingt sehr ähnlich, liest sich sehr ähnlich, hat aber einen deutlichen Unterschied in der Bedeutung. Soweit ist eine Konjunktion, also ein Bindewort, das einen Nebensatz einleitet. Das soweit schränkt die Aussage des übergeordneten Satzes vorsichtig ein:
Soweit ich das beurteilen kann, war die Prüfung sehr schwierig.

In allen anderen Fällen wird so weit getrennt geschrieben. Es kann sich auf geografische oder geistige Entfernung beziehen oder auch auf andere Fälle:
Nun, da wir so weit gekommen sind, möchte ich nicht umdrehen!
So weit, so gut.
Es geht ihm so weit ganz gut.

soviel und so viel
Hier verhält es sich sehr ähnlich wie bei soweit/so weit. Bei der zusammengeschriebenen Version haben wir es mit einer Konjunktion zu tun, die einen Nebensatz einleitet:
Soviel ich weiß, ist sie noch nicht angekommen.

Alle anderen Verbindungen von so und viel werden getrennt geschrieben:
So viel kann doch niemand essen!
Sie verdient doppelt so viel wie ich.
Er hat so viel erlebt.

sowie und so wie
Auch hier: Die Konjunktion sowie leitet einen Nebensatz ein und man schreibt sie zusammen. Hier hat sowie eine ähnliche Bedeutung wie sobald:
Sowie er nach Hause kam, schaltete er seinen Computer ein.

Natürlich gibt es sowie auch in der Bedeutung von und. Hier wird zusammengeschrieben:
Es gab Äpfel, Birnen sowie Erdbeeren.

Ansonsten dient das Korrelat so… wie einem Vergleich und wird dabei immer getrennt geschrieben:
Es kam so, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Achtung: Hier muss ein Komma zwischen so und wie stehen!

Merke: Konjunktionen, die das Wörtchen so enthalten, schreibt man zusammen!

Der Unterschied zwischen „das“ und „dass“

Heute eine Regel, die wohl jede/r schon mal gehört hat, die aber für viele Fehler sorgt.

Also: Das ist ein Artikel und ein Relativpronomen (das heißt, es steht für ein Substantiv). Dass hingegen ist eine Konjunktion, also ein Bindewort.

Beispiele für Artikel bzw. Relativpronomen: Sie will ein Haus, das ihren Ansprüchen genügt. Sie hat ein Auto, das schon sehr alt ist.

Hier bezieht sich das das auf das davor stehende Substantiv, nämlich Haus bzw. Auto. Hier können Sie das das durch welches ersetzen – immer ein eindeutiges Indiz dafür, dass es sich um ein Relativpronomen handelt, das Sie immer mit einem s schreiben.

Beispiel für Konjunktion: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Was rätst du mir, dass ich tun soll?

Wenn Sie hier versuchen, das dass durch ein welches zu ersetzen, ergibt der Satz keinen Sinn mehr. Also: Wenn die Ersetzung mit welches nicht klappt, haben Sie es mit der Konjunktion dass zu tun und die schreibt sich mit Doppel-s.