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Schönheit kommt nicht von Innen

Mit der Überschrift möchte ich nicht gegen den Zeitgeist anschreiben, sondern aufzeigen, dass die Großschreibung falsch ist. Erst vor kurzem sah ich eine wiederverwendbare Tragtasche der Drogerie-Kette dm, auf der in etwa Folgendes zu lesen stand: *Schönheit kommt von Innen … und aus dieser Tasche.

Inhaltlich ist das ein sehr schöner Gedanke, nur orthografisch ist er nicht korrekt. Hier kommt die Erklärung, warum das falsch ist.

Adverbien in Verbindung mit Präpositionen gelten nicht als substantiviert und werden kleingeschrieben:

Beispiele:
die Jugend von heute
von gestern sein
zwischen gestern und morgen
Farbe für außen und innen

Beim ersten Beispiel fällt vielleicht einigen der Buchtitel Die Welt von Gestern von Stefan Zweig ein. Orthografisch stimmt das nicht, weil es Die Welt von gestern heißen müsste. Ein richtig gutes Buch, das ich sehr empfehlen kann, ist es allemal.

Da wir es bei *Schönheit kommt von Innen mit einer Präposition (von) und einem Adverb (innen) zu tun haben, wäre die korrekte Schreibweise diese hier: Schönheit kommt von innen … und aus dieser Tasche.

Sobald ein Artikel vor dem Adverb steht, gilt natürlich die Substantivierung und damit die verpflichtende Großschreibung.

Beispiel:
Das Hier und Heute zählt.

Kennen lernen oder kennenlernen: die salomonische Antwort

In meinem letzten Beitrag ging es um die Frage, wie geschrieben werden muss, wenn sich zwei Verben zusammentun. Wir erinnern uns: Prinzipiell wird getrennt geschrieben, wenn zwei Verben eine Einheit bilden. Das gilt sowohl für den Infinitiv als auch für die gebeugten Formen. Also so:

Ich möchte heute Nachmittag spazieren gehen.
Gestern Nachmittag sind wir spazieren gegangen.

Das ist eigentlich auch schon alles, was es zu diesem Thema zu wissen gilt – für diejenigen, die sich nicht mit den Details belasten möchten. Für die anderen: Wenn der zweite Bestandteil bleiben oder lassen ist, kann bei übertragener Bedeutung auch zusammengeschrieben werden. Also etwa so:

Wenn er so weitermacht, wird er in der Schule sitzenbleiben.

Es stand noch die oft gestellte Frage im Raum, wie sich das Verb kennen lernen/kennenlernen schreibt. Die salomonische Antwort: Beide Schreibweisen sind richtig. Ich persönlich finde das nicht wahnsinnig konsequent, zumal ja weder bleiben noch lassen vorkommt. Ich würde empfehlen, dieses Verb anhand der eingangs beschriebenen Regel immer getrennt zu schreiben. Wer allerdings nur schnell wissen möchte, wie dieses Verb zu schreiben ist und sich keine Regel merken möchte: Beides ist erlaubt.

Achtung bitte bei der Substantivierung: Sobald ein Verb als Substantiv verwendet wird, wird es stets zusammengeschrieben und natürlich auch groß. Eine Substantivierung erkennen wir unter anderem an einem vorangestellten Artikel, Pronomen oder Adjektiv. Beispiele:

Wir freuen uns auf ein Kennenlernen.
Unser Kennenlernen verlief sehr harmonisch.

Bitte schreiben Sie also keinesfalls Dinge wie:
* Bei gegenseitiger Sympathie ist ein kennen lernen nicht ausgeschlossen.
* Das Kennen Lernen anderer Kulturen ist sehr bereichernd.

Falls es irgendjemanden tröstet: Fehler bei der Großschreibung von Substantivierungen kommen sogar bei Sprachprofis gar nicht so selten vor. Was niemanden daran hindern soll, sich die entsprechenden Regeln einzuprägen. Die Substantivierung gehört meines Erachtens zu den eher einfachen Gebieten der deutschen Rechtschreibung. Also nur Mut!

Details zur Substantivierung gibt es unter anderem hier und hier.
Weiterführende Fragen beantworte ich gerne – eher ungern beantworte ich mittlerweile Fragen, bei denen es lediglich darum geht, die beschriebene Regel auf einen vergleichbaren Fall anzuwenden. Mitdenken ist stets hoch im Kurs …

Eine Trendsportart richtig geschrieben: Nordic Walking

Da ich gestern sowieso bei der Duden-Hotline wegen der Frage selbst ernannt/selbsternannt angerufen habe, nutzte ich die Gelegenheit des etwas kostspieligen Anrufs, um eine Frage zu klären, die ich mir schon lange stelle – und zwar jedes Mal, wenn ich diese Sportart ausübe:

Wie ist das mit dem Nordic Walking – wie schreibt es sich richtig?

Die Substantivierung schreibt sich so wie oben angegeben, was vielleicht etwas verwirrend ist, wenn man es z.B. mit das Tennisspielen vergleicht, das sich ja in einem Wort schreibt.

Im Infinitiv gibt es laut Auskunft an der Hotline die Möglichkeit, diese neue Sportart mit machen, gehen oder betreiben zu kombinieren, wobei sich danach Nordic Walking stets großschreibt, was ich nicht unbedingt schlüssig finde:

Ich gehe immer morgens Nordic Walking – wobei es im Gegensatz dazu heißt: Ich gehe Tennis spielen.
Ich betreibe Nordic Walking.
Ich mache Nordic Walking.

Merke: Diese etwas kuriose, aber sehr gelenkschonende Sportart wird, egal ob im Infinitiv oder substantiviert, stets in zwei Wörtern und stets großgeschrieben!

Was ist eine Substantivierung?

Besonders seit der Rechtschreibreform ist es wichtig zu wissen, wann eine Substantivierung vorliegt. Denn: Substantive und substantivierte Adjektive, Verben etc. werden nunmehr konsequent großgeschrieben, was auch absolut logisch ist.

Im einfachsten Fall erkennt man ein Substantiv bzw. eine Substantivierung daran, dass ein Artikel (der, die, das) davorsteht:
Normales Substantiv: Das Auto ist rot.
Substantiviertes Adjektiv: Das Beste war das Dessert.

Allerdings deutet auch ein Pronomen (dieser, jener, welcher, mein, kein, etwas, nichts, alle, einige etc.) auf eine Substantivierung hin:
Dieses Schönreden bringt doch nichts.
Etwas Besseres kann man sich gar nicht wünschen.
Im Westen nichts Neues.

Genau so verhält es sich mit unbestimmten Zahlwörtern wie ein paar, genug, viel, wenig, etwas etc.
Es gibt wenig Weltbewegendes zu berichten.
Er hat viel Bedeutendes geschrieben.

Analog dazu das Wort alles, das auch eine Substantivierung verlangt:
Alles Gute zum Geburtstag!

Also zusammenfassend: Substantive schreibt man im Deutschen immer groß. In den oben genannten Fällen müssen auch andere Wörter – Adjektive, Verben etc. – großgeschrieben werden.

Willkommen: gerne, aber bitte richtig!

„Herzlich Willkommen“ lese ich immer wieder auf Schildern, Speisekarten in Restaurants und Websites. Nur: Was inhaltlich durchaus begrüßenswert ist, ist orthografisch völlig verkehrt. Denn: Das Wörtchen willkommen ist ein Adjektiv und wird hier auch als solches verwendet – weshalb es ausschließlich kleinzuschreiben ist. Weitere Beispiele:
Ich freue mich, Sie bei der heutigen Diskussionsveranstaltung willkommen zu heißen.
Er hatte den Eindruck, bei der Party nicht willkommen zu sein.

Bei einer Substantivierung, die man unter anderem an einem vorangestellten Artikel erkennt, schreibt man willkommen natürlich groß:
Ein herzliches Willkommen an unsere neuen Studierenden.
Danke für dieses schöne Willkommen.