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Von deutschen Adventskalendern und österreichischen Adventkalendern

Aus gegebenem Anlass: Warum sagt man in Österreich Adventkalender und in Deutschland Adventskalender? Das liegt an der unterschiedlichen Verwendung des so genannten Fugen-s. Dieses s steht zwischen mehreren Wörtern, die gemeinsam ein Kompositum ergeben. Meistens sind das Substantive, Infinitive, Adjektive etc. Beispiele: Museumsleiterin, freiheitsliebend, hoffnungsvoll.

Die Verwendung des Fugen-s ist eine relativ komplizierte Angelegenheit und auf mehreren Seiten beispielsweise im Duden-Band Nr. 9 nachzulesen. Es gibt Fälle, wo kein Fugen-s verwendet wird, wie z. B. bei Zusammensetzungen mit femininen Fremdwörtern, die auf -ur oder -ik enden:
Kulturfilm, Naturkunde, kritiklustig

Während die Behörden bei den Steuern das Fugen-s einsparen und Einkommensteuer sagen, ist beim gemeinen Volk die Schreibweise Einkommenssteuer durchaus korrekt und üblich. Wenn der zweite Bestandteil des Kompositums das Wort Straße ist, ist die Schreibung mit oder ohne Fugen-s korrekt: Bahnhofstraße oder Bahnhofsstraße.

Und wie ist das nun mit dem deutschen Adventskalender und dem österreichischen Adventkalender?
Bei Zusammensetzungen mit Advent schreibt der Duden, dass ein Fugen-s zu stehen hat, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass diese Wörter in Österreich ohne Fugen-s geschrieben werden.

In diesem Sinne: schöne Weihnachtszeit, da wie dort mit Fugen-s!

Die Stellung des Reflexivpronomens „sich“

Vor kurzem wurde mir die knifflige Frage gestellt, ob es zwischen Deutschland und Österreich Unterschiede bei der Positionierung des Reflexivpronomens sich gäbe. Darauf wusste ich keine Antwort, zumal es sich hier weniger um eine orthografische als um eine grammatikalische Frage handelt. Der Grammatik-Duden weiß natürlich Bescheid, liefert aber keinerlei Hinweise auf eine unterschiedliche Verwendung in Österreich und Deutschland.

Im heutigen Sprachgebrauch wird das Reflexivpronomen sich möglichst weit nach vorne gezogen. Im Nebensatz steht es also nach dem Einleitewort und im Hauptsatz nach dem Verb:

Sich im Nebensatz: Das Publikum klatschte, als sich der Künstler verbeugte.
Sich im Hauptsatz: Heute hat sich meine Freundin verletzt.

Häufig wird eine andere Wortstellung verwendet – auch diese Möglichkeit ist erlaubt, wobei diese Variante hauptsächlich in der geschriebenen Sprache verwendet wird und weniger in der gesprochenen:

Sich im Nebensatz: Das Publikum klatschte, als der Künstler sich verbeugte.
Sich im Hauptsatz: Heute hat meine Freundin sich verletzt.