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„Statt“ als Präposition oder als Konjunktion

„Der Elch statt des Ehemanns war der Mörder“ stand heute in der Überschrift eines Artikels der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Irgendwas stimmt grammatikalisch nicht, dachte ich und schlug im Duden nach. Übrigens ging es im Artikel darum, dass ein Schwede ein Jahr im Gefängnis verbrachte hatte, bis sich herausstellte, dass nicht er seine Frau ermordet hatte, sondern dass sie bei einem Spaziergang von einem Elch tödlich verletzt wurde.

Bei statt wird zwischen der Verwendung als Präposition und als Konjunktion unterschieden. Als Präposition bedeutet es anstelle. Als Konjunktion steht das Wort für und nicht.

Bei der Verwendung als Präposition muss der Genitiv folgen:
Sie hat statt einer Puppe eine Eisenbahn bekommen.
Er brachte statt des Briefes das Paket zur Post.

Wird statt als Konjunktion stellvertretend für und nicht verwendet, richtet sich der zu verwendende Fall nach dem Verb:
Er wählte den grünen Kaffee statt den Tee. (Akkusativ)
Der Elch statt der Ehemann war der Mörder. (Nominativ)

In der Zeitung ist hier etwas durcheinandergeraten: Statt wird zwar im Sinne von und nicht verwendet (die Verwendung als Präposition im Sinne von anstelle wäre absurd), es wird aber anstelle des Nominativs fälschlicherweise der Genitiv verwendet.

Buchtitel richtig deklinieren

Kürzlich tauchte bei Twitter die Frage auf, wie mit Buchtiteln umzugehen sei, wenn die Satzlogik eine Deklination des Titels verlangt, also etwa:
Sie las eine Passage aus der „Liebe in den Zeiten der Cholera“.
Hier lautet der Originaltitel wohlgemerkt „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“.

Der Duden-Band „Richtiges und gutes Deutsch“ empfiehlt die oben angeführte Beugung, also ist sie so korrekt. Der deklinierte Artikel muss hier außerhalb der Anführungszeichen stehen.

Wer den Originaltitel unbedingt beibehalten möchte, möge durch das Substantiv Roman, Werk o.Ä. darauf hinzuweisen, dass ein Titel folgt:
Sie las eine Passage aus dem Werk „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“.

Unbedingt notwendig ist die Beibehaltung des Originaltitels und das verweisende Wort bei Büchern, die mit einem Possessivpronomen – also z.B. mein oder dein – beginnen:

Also nicht: Das ist ein Auszug aus „Meinem Leben“.
Sondern: Das ist ein Auszug aus dem Roman „Mein Leben“.