Category Archives: ss-/ß-Schreibung

Spass gehabt?

dog with pencil and eraserIch habe ja schon oft gegen den Irrtum angeschrieben, dass das scharfe s mit der Rechtschreibreform abgeschafft wurde. Wurde es nicht. Es erfreut sich weiterhin bester Gesundheit und sorgt fröhlich für Verwirrung, sowohl bei jenen, die es im deutschsprachigen Raum (Ausnahme: Schweiz) verwenden, als auch bei jenen, die international damit konfrontiert sind und sich darüber wundern, was dieser eigenartige Buchstabe etwa im Wort Hauptstraße zu bedeuten hat. In Korrespondenz, die beispielsweise aus den USA kommt, lese ich bei der Empfängeradresse gelegentlich Hauptstrabe. Wer des Deutschen mächtig ist, hat keine andere Wahl (sofern sie/er Wert auf gute Rechtschreibung legt), als sich mit der korrekten Verwendung des ß zu beschäftigen. Hier noch einmal die Regeln im Überblick.

Das scharfe s kommt nach einem langen Vokal zum Einsatz. Vokale sind bekanntlich a, e, i, o, u. Wohlgemerkt kommt aber nur dort ein scharfes s zum Einsatz, wo wir überlegen müssen, ob es ein Doppel-s oder ein scharfes s sein muss. Bitte also nicht Hase oder lesen mit scharfem s schreiben! Nach einem stimmhaften s folgt nämlich nie ein ss oder ß. Beispiele: Floß, Begrüßung, Maße.

Das scharfe s kommt auch nach Diphthongen zum Einsatz. Was ist ein Diphthong? Ein Doppellaut, also etwa au, ei etc. Deswegen müssen wir etwa außer, heißen etc. schreiben. Auch hier gilt wie oben, dass dies nur auf Wörter zutrifft, bei denen wir zwischen Doppel-s und ß entscheiden müssen. Haus und Eisen schreiben sich etwa mit einem ganz normalen s.

Abschließend zum Wort hier in der Überschrift: Da die meisten Menschen Spaß mit langem a aussprechen, schreibt es sich mit scharfem s, also Spaß. Wer das Wort mit kurzem Vokal ausspricht, darf auch Spass schreiben. Diese Aussprache hatte ich bisher nur im Bundesdeutschen gehört. Der Duden meint, dass diese Aussprache in Österreich verbreitet ist, was ich allerdings eher bezweifle. Wie auch immer: Ich wünsche viel Spaß am heutigen Arbeitstag!

Das scharfe s in GROSSBUCHSTABEN

Kürzlich berichtete ich sichtlich stolz auf Twitter (wo ich unter Deutsch_Profi firmiere), dass es einen neuen Vorspann für meine Rechtschreibvideos gibt (von denen einige gratis auf YouTube zur Verfügung stehen). Am Ende des Vorspanns taucht in Großbuchstaben die folgende Botschaft auf: VIEL SPASS! Eine Leserin auf Twitter fragte mich daraufhin, wo denn das ß hingekommen wäre. Nun, es ist den Großbuchstaben zum Opfer gefallen. Während früher ein ß in Großbuchstaben gelegentlich ein ß blieb oder noch viel früher zu einem SZ mutierte, wird nun ein ß schlicht zu einem SS. Daraus könnten wenig Rechtschreibkundige blöderweise schließen, dass sich Spaß mit Doppel-s schreibt.

Das ist zwar unpraktisch, aber was soll’s. Da der Leserin der Buchstabe ß auch in Versalien so gut gefällt, würde sie sich eine Rückkehr zur ehemaligen Schreibweise wünschen. Ich persönlich fürchte, dass dieser Zug abgefahren ist … aber wie heißt es so schön? Sag niemals nie.

Ein Klassiker: „dass“ und „das“

Die vielen unter euch, die die Grundlagen der deutschen Rechtschreibung beherrschen, werden über diesen Artikel bestimmt die Nase rümpfen. Da es da draußen aber eine ganze Menge Leute gibt, die den Unterschied zwischen dass und das nie richtig gelernt haben und deshalb die beiden Wörter ständig verwechseln, wird dieser Beitrag aber bestimmt viele Menschen interessieren. JournalistInnen zum Beispiel. Vor wenigen Tagen las ich in der Print-Ausgabe der österreichischen Tageszeitung „Der Standard”: *Dass weiß auch der Investor Warren Buffet.

Bringen wir es ganz einfach auf den Punkt: Das Wörtchen das ist in erster Linie ein Artikel (auch Geschlechtswort genannt):
Das Auto ist neu.

Die anderen beiden Artikel im Deutschen heißen bekanntlich die und der. Glücklicherweise besteht bei denen keine Verwechslungsgefahr wie bei das/dass.

Bestechend einfach, oder?

So, jetzt wird es ein klein wenig schwieriger. Das Wörtchen das kann auch ein Relativpronomen sein. Das ist ein Wort, das sich auf ein Substantiv (Hauptwort) bezieht, das bereits vorher im Satz vorkam. Beispiel:

Das Auto, das ich mir gekauft habe.

Wir sehen: Das zweite das hier oben ist das Relativpronomen, das sich auf Auto bezieht. Hätten wir es mit einer Kette oder einem Schal zu tun, würde das Ganze so aussehen:

Die Kette, dieich gestern trug.
Der Schal, der
zum neuen Kleid passt.

Um herauszufinden, ob es sich um ein Relativpronomen handelt, gilt die Faustregel: Wenn sich das durch welches ersetzen lässt, haben wir es mit einem Relativpronomen zu tun und dürfen eben nur ein s verwenden, also das. Also: Das Auto, welches ich mir gerade gekauft habe. Stilistisch gefällt mir das nicht, aber das ist hier unerheblich.

Das kann außerdem ein Demonstrativpronomen sein:
Das weiß auch der Investor Warren Buffet.
Das, was du hier tust, ist doof.
Hier kann die „Probe” mit dem Wort dieses gemacht werden. Auch das ist stilistisch holprig, zeigt uns aber, dass mit einem s geschrieben werden muss.

Wenn diese Fälle nicht zutreffen, handelt es sich um die Konjunktion (auch Bindewort genannt) dass, die früher daß geschrieben wurde.

Beispiele: Ich hoffe, dass der Regen bald aufhört.
Können wir hier das Wort dass durch welches ersetzen? Nein. Dadurch wissen wir, dass es eine Konjunktion ist und mit zwei s geschrieben werden muss.

Weitere Beispiele:

Ich hatte keine Ahnung, dass du das Studium bereits beendet hast.
Dass es dir gut geht, davon gehe ich aus.
Wie schön, dass heute Sonntag ist.

Weitere Fragen? Einfach hier einen Kommentar hinterlassen.

Rote Karte für den Fussball

Leute mit grundlegenden Kenntnissen über die neue deutsche Rechtschreibung werden bei diesem Beitrag vermutlich die Augen verdrehen. Doch ihr würdet kaum glauben, wie viele Leute heutzutage *Fussball anstelle von Fußball schreiben!

Deshalb für all jene, denen diese Schreibweise dann doch irgendwie spanisch vorkommt und sie folglich googeln, anbei die neue Regelung zur ss-/ß-Schreibung im Überblick – das Ganze ist wirklich denkbar einfach.

Nein, das ß wurde nicht abgeschafft. Es muss weiterhin stehen, und zwar nach langem Vokal und nach Doppellaut. Vokale sind wohlgemerkt a, e, i, o, u. Die gängigsten Doppellaute: au, eu, ei, ai, äu. Beispiele: Fußball, Grüße, reißen, Maß, heißen etc. Wo nach kurzem Vokal die Entscheidung zwischen ss und ß ansteht, lautet die Entscheidung immer: ss! Beispiele: Kuss, müssen, Bewusstsein, lassen, Wissen etc.

In diesem Sinne wünsche ich entspanntes Fußballspielen ohne rote oder gelbe Karte. Zum Thema Fußballspielen vs. *Fußball Spielen vs. *Fußball-Spielen gibt’s diesen Beitrag hier.

Das scharfe s lebt!

Ein weiterer sich hartnäckig haltender Mythos rund um die neue deutsche Rechtschreibung besagt, dass das scharfe s (also das ß) abgeschafft wurde. Das ist Unsinn – und es wurde meines Wissens auch nie in Erwägung gezogen, es ganz abzuschaffen. Weiterhin ganz ohne ß schreiben dürfen Sie nur in der Schweiz (aber auch das hat natürlich nichts mit der Rechtschreibreform zu tun).

Generell sind die Regeln, ob man ss oder ß schreiben muss, viel einfacher geworden als früher.

Hier sind sie:

Nach langem Vokal (a, e, i, o, u) und Doppellaut (au, eu, ei, ai, äu) schreibt man ß: Floß, Maß, reißen, beißen, äußern
Ansonsten immer ss: dass, Fluss, Fass, Riss, Bewusstsein

Das gilt wohlgemerkt nur für Fälle, bei denen Sie immer schon die Wahl zwischen ss und ß hatten! Aber ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht in Versuchung kommen werden, z.B. lesen mit scharfem s zu schreiben, weil Sie es hier mit einem langen Vokal zu tun haben. Erklärung für Grammatikfans: Ein stimmloses s  – in Lautsprache [z] geschrieben – schreibt sich im Deutschen immer mit einem einzelnen s. Praktischerweise wissen das Muttersprachlerinnen ganz instinktiv.