Category Archives: Zusammen-/Getrenntschreibung

So viele Ostereier!

OsterhaseAnlässlich des nahenden Osterfestes ein paar Gedanken zu so viel vs. soviel.

Soviel wird nur dann in einem Wort geschrieben, wenn es sich um die Konjunktion handelt. Beispiel:

Soviel ich weiß, fällt der Ostersonntag dieses Jahr auf den 5. April.

Alle anderen Verbindungen werden getrennt geschrieben:

Wahnsinn, so viele Ostereier hat der Osterhase gebracht!

Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie benötigen.

Er schimpfte, weil das Ventil so viel Dampf durchließ.

Sie verdient doppelt so viel wie ich.

Der Ostersonntag ist ein Feiertag. So viel ist sicher.

In diesem Sinne wünsche ich allen frohe Ostern und dass der Osterhase möglichst viele Eier und Süßigkeiten bringen möge!

 

Heute schon schwarzgefahren?

SchwarzfahrenSeit die Grünen Teil der Wiener Stadtregierung sind, kostet die Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel lediglich einen Euro pro Tag, nach Adam Riese also 365 Euro im Jahr. Im Vergleich deutlich teurer sind da Einzelfahrscheine, die derzeit um 2,10 Euro pro Stück zu haben sind.

Wie dem auch sei: Wien gehört wohl zu den wenigen Städten weltweit, in denen Schwarzfahren sehr einfach ist. Das liegt daran, dass es keine Schranken beim Eingang zur U-Bahn gibt, sondern alle durchmarschieren können … ob sie nun eine Fahrkarte haben oder nicht. Es wird stark auf Ehrlichkeit gesetzt und der sehr geringe Anteil von SchwarzfahrerInnen bestätigt letztlich diese Vorgangsweise.

Worauf ich aber hinauswollte: Das Verb schwarzfahren wird zusammengeschrieben. Es handelt sich um eine Kombination aus Adjektiv und Verb. Die Regel besagt, dass bei wörtlicher Bedeutung getrennt geschrieben wird und bei übertragener zusammen. Ich bezweifle zwar, dass es eine wörtliche Bedeutung dieses Verbs gibt, aber die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ohne Fahrkarte ist auf jeden Fall die übertragene Bedeutung, die sich zusammenschreibt. Weitere Beispiele sind etwa schiefgehen, dichthalten, schönreden etc.

Wer will Staub saugen?

housewife dogBei der Zeitungslektüre (vermutlich ging es wieder mal um die „klassische” Aufgabenteilung zwischen Frau und Mann im Haushalt) stach mir das Verb Staub saugen ins Auge. Ich war mir nicht sicher, ob es nicht staubsaugen heißen muss, ob also das Substantiv als verblasst gilt, vergleichbar mit eislaufen, stattfinden, heimgehen etc. (nähere Ausführungen dazu gibt’s hier und hier).

Die nette Antwort lautet: Es ist beides möglich. Wir können also staubsaugen oder Staub saugen. Dekliniert heißt es dann wahlweise ich habe staubgesaugt oder ich habe Staub gesaugt. Gleiches gilt natürlich auch für andere Verbindungen mit Staub, also etwa staubwischen bzw. Staub wischen.

Ob das eine besonders lustige Tätigkeit ist, ist natürlich eine andere Frage. Während mittlerweile viele selbsterklärt moderne Männer das Kochen als Hobby anführen, scheint mir das Staubsaugen weniger beliebt zu sein.

Das Nichts richtig schreiben

NadaVor der Sommerpause erreichte mich die Frage, wie Komposita mit nichts korrekt zu schreiben sind. Gute Frage! Wie eine Leserin schrieb, kann uns dieses Wörtchen das Leben ganz schön schwermachen.

Fangen wir ganz am Anfang an: Das Indefinitpronomen nichts schreibt sich natürlich klein: Ich weiß von nichts. Die Substantivierung logischerweise groß: Sie starrt ständig ins Nichts. 

Was Komposita aus Verb und dem Wort nichts betrifft, fällt mir in erster Linie das süße Nichtstun ein. Während die Substantivierung natürlich zusammengeschrieben werden muss, wird die Grundform getrennt geschrieben: nichts tun.

Wie sieht es nun bei Adjektiven oder Partizipien aus? Hier ist wiederum beides möglich, sowohl die Zusammen- als auch die Getrenntschreibung. Beispiele: die nicht berufstätigen oder die nichtberufstätigen Männer, eine nicht öffentliche oder nichtöffentliche Sitzung, nicht rostender oder nichtrostender Stahl usw.

Bei der Kombination mit einem Substantiv wird großgeschrieben: die Nichtbeachtung etc.

Verbindet sich das Wort nichts mit einem substantivierten Infinitiv, wird ebenso groß- und zusammengeschrieben: das Nichtkönnen, das Nichtwissen, das Nichtwollen.

Besonders lustig sind immer substantivierte Infinitive mit mehreren Bestandteilen, über die ich schon mehrmals geschrieben habe, etwa hier. Hier ein Beispiel für so eine mehrgliedrige Verbindung mit nichts: das Nicht-einschätzen-Können. Ob diese Formulierung besonders schön ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Abschließend: Wer des Spanischen mächtig ist, kennt vielleicht das hervorragende Buch der Autorin Carmen Laforet mit dem schlichten Titel Nada.

Hoch und höher

personal trainer dogHeute sehen wir uns an, was es Wissenswertes rund um das Wort hoch gibt.

An erster Stelle die Steigerungsformen: höher, höchst.

Die Verwendung von hoch als Verbzusatz ist korrekt, wenn hoch mit der Bedeutung in die Höhe gebraucht wird: Sie hob den Deckel hoch. Sie rissen die Arme hoch.

Als nicht standardsprachlich gilt laut Duden der Gebrauch von hoch im Sinne von herauf, hinauf: Würden Sie mir bitte eine Flasche Wein aus dem Keller hochholen? (korrekt: heraufholen)

Ich gehe mal schnell hoch (korrekt: hinauf) und hole meine Tasche.

Diese letzten beiden Varianten habe ich schon oft in der Alltagssprache gehört, weniger in Österreich als in Deutschland.

Nun zur Getrennt- oder Zusammenschreibung in Verbindung mit Verben: In Verbindung mit sein wird immer getrennt geschrieben, also hoch sein. Ebenso getrennt schreibt sich das Adverb mit der Bedeutung weit oben: hoch (über den Wolken) fliegen.

Zusammenschreibung ist Pflicht, wenn hoch ein Verbzusatz ist: Zahlen statistisch hochrechnen; hochstapeln (etwas vortäuschen), sich hocharbeiten, vor Schreck hochfahren, die Treppe hochsteigen.

Wahlfreiheit besteht bei folgenden Verbindungen: jemanden hoch achten/hochachten, jemanden hoch schätzen/hoch schätzen.

Ich widme mich jetzt dem von mir hoch geschätzten/hochgeschätzten Feierabend.