Category Archives: Adjektive

Pro und kontra

Europäische UnionGelegentlich lesen wir in der Zeitung zweigeteilte Meinungsbeiträge, die auf der einen Seite mit pro und auf der anderen mit kontra übertitelt sind. Da sprechen sich also zwei Leute entweder für oder wider etwas aus. Wenn wir jemandem Kontra geben, schreiben wir das Wort als Substantiv übrigens immer groß.

In letzter Zeit war in der Zeitung oft von Kräften für oder wider Russland oder die Ukraine zu lesen. Gesehen habe ich dabei auch die Schreibweise pro-russisch und pro ukrainisch. Beides ist orthografisch nicht korrekt. Verbindungen mit pro schreiben sich immer zusammen, also etwa proukrainisch, prorussisch, prowestlich, proamerikanisch.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese äußerst unerfreuliche Situation irgendwann löst. Danach sieht es derzeit leider gar nicht aus.

Zu Tode gelangweilt?

FadVor wenigen Tagen las ich in der ZEIT das an sich schöne Adjektiv todlangweilig (wobei wohl kaum jemand weiß, ob der Tod langweilig ist, aber ich tippe mal auf ja). Leider war es nicht ganz korrekt geschrieben, nämlich so: *totlangweilig.

Da wir uns im schlimmsten (und glücklicherweise im übertragenen Sinne) zu Tode langweilen, muss das entsprechende Adjektiv todlangweilig lauten. Das Adjektiv todlangweilig kommt also nicht vom Adjektiv tot, sondern vom Substantiv Tod (fragt sich nur, ob es für Tod/tot eine Eselsbrücke gibt).

Wer sich das nicht merken kann oder will, macht es sich leicht und sagt bzw. schreibt bei Bedarf sterbenslangweilig.

Auf jeden Fall hoffe ich, dass ihr alles andere als langweilige Feiertage hattet und bereit seid für ein spannendes neues Jahr!

 

Fröhliche Weihnachten

christmas dogDie Feiertage stehen vor der Tür und auch die Rechtschreib-Expertin in mir macht ein paar Tage Pause. Bevor ich mich verabschiede, hier ein paar orthografische Tipps für jene, die noch in letzter Minute ein paar Weihnachtskarten (oder, weniger romantisch: Weihnachts-E-Mails oder Weihnachts-SMS) schreiben möchten:

Die korrekte Schreibweise der gängigen Formulierung lautet folgendermaßen: Ich wünsche dir fröhliche Weihnachten! Wohlgemerkt schreibt sich fröhliche klein; ist ja schließlich ein Adjektiv.

Auch das neue Jahr, das kein Eigenname ist, schreibt sich klein: Fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Näheres dazu könnt ihr in einem früheren Beitrag von mir nachlesen – und zwar hier.

Lasst es euch gutgehen und entspannt euch schön! Wir lesen uns in wenigen Tagen.

Wer will auf Nummer Sicher gehen?

Sicher_kleinIch beobachte einen eigenartigen Trend, nämlich einen Trend zur unmotivierten Großschreibung von Adjektiven. Während bei einer Substantivierung die Großschreibung natürlich verpflichtend ist (nachzulesen etwa hier), wird bei einer normalen Verwendung, also prädikativ oder attributiv, immer kleingeschrieben.

Hier ein Beispiel für ein prädikatives Adjektiv:

Der Winter ist kalt.

Und hier ein attributives Adjektiv.

Der kalte Winter hat begonnen.

Immer wieder lese ich Formulierungen mit verunglückten Adjektiven, etwa wenn online ein Schreibtisch, Neuwertig und Ungebraucht feilgeboten wird. Oder eine Werbung für ein Restaurant: täglich Frische Speisen.

Vielleicht ist dieser neue (?) Trend ein Versuch, besonders Wichtiges zu betonen. Das ist zwar löblich, aber so funktioniert die Rechtschreibung nun mal nicht.

Sehr löblich finde ich es auch, für einen guten Zweck zu spenden (und zwar regelmäßig und nicht nur zu Weihnachten). Verständlich, dass angesichts diverser Spendenskandale viele Menschen auf Nummer sicher gehen möchten … aber eben nicht auf *Nummer Sicher wie hier in dieser Werbung, die ich heute in der Zeitung gefunden habe.

Sicher ist hier ein nicht substantiviertes Adjektiv und es gibt keinen Grund, es großzuschreiben. Schön gelöst ist das Dilemma hingegen in der Überschrift: Wenn alles in Großbuchstaben geschrieben wird, erübrigt sich die ganze Frage natürlich. Wie praktisch!

Alles Bio oder was?

KuhKürzlich fiel mir eine Werbung in einer Zeitschrift auf, die folgendermaßen lautete: „Ich will Bio!″

Dagegen habe ich prinzipiell überhaupt nichts einzuwenden, da mir biologische Lebensmittel sehr wichtig sind und ich mich überwiegend von solchen ernähre. Der Stein des Anstoßes war die Schreibweise *Bio. Da das Wort bio hier nichts anderes als die Abkürzung von biologisch ist, muss es als ganz normales Adjektiv kleingeschrieben werden, also so: „Ich will bio!″

Anders verhält es sich natürlich bei Zusammensetzungen, in denen das Wort bio vorkommt. Substantive werden großgeschrieben, wobei die Setzung des Bindestrichs freigestellt ist: Bioeier/Bio-Eier, Bio-Produkt/Bioprodukt etc.

Die Kuh auf dem Bild ist übrigens hochgradig bio. Sie trottet in Österreich um einen Alpensee herum und beschnuppert gelegentlich die Badegäste.