Category Archives: Präpositionen

Ich gehe Kino

Derzeit versuche ich mich im Erlernen der griechischen Sprache und habe mit Freude festgestellt, dass manchmal die Präposition einfach weggelassen werden kann. Anstatt also zu sagen ich gehe ins Kino, darf es im Griechischen schlicht folgendermaßen heißen: Ich gehe Kino. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass ich den Artikel des jeweiligen Substantivs nicht dazudenken muss, denn schließlich gibt es auch im Griechischen drei Artikel … und das ist eine ganze Menge. Wie im Deutschen auch ändert sich die Verschmelzung aus Präposition und Artikel je nach Genus des Substantivs, siehe ich gehe ins Haus oder ich gehe in die Schule.

Manchmal ereilt mich in der U-Bahn der Eindruck, Griechisch mit deutschen Wörtern zu hören, also etwa, wenn besonders Mitteilungsbedürftige am Handy sagen: Ich bin Westbahnhof. Oder auch: Ich fahre Mariahilfer Straße. Im Deutschen geht das (leider?) gar nicht. Es führt kein Weg daran vorbei, sich zu merken, dass der Bahnhof männlich und die Straße weiblich ist. Ich weiß nicht genau, ob dieser Trend auf eine bestimmte Sprache zurückzuführen ist, die in Österreich von vielen Menschen mit Migrationshintergrund, wie das so schön heißt, gesprochen wird. Weiß da jemand mehr als ich? Kommt das eventuell aus dem Türkischen?

Wie dem auch sei: Die Sprachpuristin in mir zuckt jedes Mal zusammen, wenn sie solche Formulierungen hört. Wie geht es euch dabei? Wie findet ihr diese sprachliche Entwicklung, die offensichtlich nicht aufzuhalten ist? Würdet ihr selbst aus Bequemlichkeit so sprechen? Besonders spannend fand ich es, kürzlich bei mir im Wohnhaus beim Liftfahren zwei Jugendlichen zuzuhören, von denen ich weiß, dass sie keinen Migrationshintergrund haben. Dennoch fragte einer den anderen: Gehen wir Fußballplatz? Woraufhin der andere antwortete: Gehen wir lieber Park.

Bitte mit scharf!

Nicht nur in Wien fällt auf, dass die Dichte der Kebab-Läden exponentiell zunimmt. Ob es bei der großen Konkurrenz eine gute Idee ist, den x-ten Kebab-Laden zu eröffnen und ob Banken JungunternehmerInnen einen Gefallen tun, wenn sie dafür Kredite lockermachen, ist eine andere Frage. Jedenfalls gibt es in meiner näheren Umgebung gefühlte 20 solcher Imbisse. Gelegentlich kaufe ich mir einen Kebab oder eine Döner-Box und zucke regelmäßig bei folgender Frage zusammen: „Mit scharf?”

Da ich es nicht über die Lippen bringe, „ja, bitte mit scharf” zu sagen, beschränke ich mich auf „ja, bitte”. So grammatikalisch unrichtig die Konstruktion auch ist, denn nach mit hat ein Substantiv oder ein Nominalausdruck (etwa „mit uns”) zu folgen, scheint sie sich doch langsam im Sprachgebrauch breitzumachen. Da und dort habe ich es auch von Leuten gehört, deren Muttersprache Deutsch ist und die ganz entschieden wissen, dass „bitte mit scharf” alles andere als astreines Deutsch ist. Sie verwenden die Formulierung wohl bewusst als geflügeltes Wort oder als Augenzwinkern in Richtung Kebab-Stand.

Wie geht es euch damit? Sagt ihr bewusst „ja, bitte mit scharf”? Alternativen wären vermutlich „ja, bitte mit Chili” (oder was auch immer da drübergestreut wird) oder „ja, bitte scharf würzen”. Glaubt ihr, dass sich „bitte mit scharf” langfristig im Sprachgebrauch durchsetzen wird?

Urlaub auf dem Bauernhof vs. Urlaub am Bauernhof

bauernhofWährend die einen Ski fahren bzw. Schi fahren, machen sich die anderen bereits Gedanken über den Sommerurlaub. Vergangenes Wochenende stach mir in der Zeitung eine kleine Werbung ins Auge, die „Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol” anpries. Das machte mich stutzig; anfangs wusste ich nicht, warum. Bei näherer Betrachtung merkte ich, dass mich die Präposition irritierte. Ad hoc gefällt mir „Urlaub am Bauernhof” besser, was mir auch der gängige Begriff zu sein scheint. Wie geht es euch damit? Falls jemand aus Südtirol mitliest: Ist dort die Bezeichnung „Urlaub auf dem Bauernhof” üblicher?

An alle anderen: Würdet ihr lieber, wenn überhaupt, am Bauernhof oder auf dem Bauernhof Urlaub machen?

„Statt“ als Präposition oder als Konjunktion

„Der Elch statt des Ehemanns war der Mörder“ stand heute in der Überschrift eines Artikels der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Irgendwas stimmt grammatikalisch nicht, dachte ich und schlug im Duden nach. Übrigens ging es im Artikel darum, dass ein Schwede ein Jahr im Gefängnis verbrachte hatte, bis sich herausstellte, dass nicht er seine Frau ermordet hatte, sondern dass sie bei einem Spaziergang von einem Elch tödlich verletzt wurde.

Bei statt wird zwischen der Verwendung als Präposition und als Konjunktion unterschieden. Als Präposition bedeutet es anstelle. Als Konjunktion steht das Wort für und nicht.

Bei der Verwendung als Präposition muss der Genitiv folgen:
Sie hat statt einer Puppe eine Eisenbahn bekommen.
Er brachte statt des Briefes das Paket zur Post.

Wird statt als Konjunktion stellvertretend für und nicht verwendet, richtet sich der zu verwendende Fall nach dem Verb:
Er wählte den grünen Kaffee statt den Tee. (Akkusativ)
Der Elch statt der Ehemann war der Mörder. (Nominativ)

In der Zeitung ist hier etwas durcheinandergeraten: Statt wird zwar im Sinne von und nicht verwendet (die Verwendung als Präposition im Sinne von anstelle wäre absurd), es wird aber anstelle des Nominativs fälschlicherweise der Genitiv verwendet.

„Danke für’s folgen“ – zwei klassische Fehler

Gestern bekam ich von einem Twitter-Mitglied folgendes E-Mail: „Danke für’s folgen“. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich undeutsche direkte Übersetzung aus dem Englischen („thanks for following“) ist, nehme ich es zum Anlass, um zwei weitere „klassische“ Fehler in der deutschen Rechtschreibung zu behandeln. Auch die beiden Fehler im oben genannten Beispiel waren schon immer Fehler und haben nichts mit der neuen deutschen Rechtschreibung zu tun.

Also: Verbindungen zwischen Präposition und Artikel – also im obigen Beispiel für und das – schreibt man bei allgemein üblichen Verschmelzungen zusammen und ohne Apostroph, also so: fürs. Selbiges gilt auch für ans, aufs, durchs, hinters, ins, übers, ums, unters, vors, am, beim, hinterm, im, überm, unter, vorm, zum etc.
Beispiele: Die Katze sprang aufs Bett. Er hat mich übers Ohr gehauen. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.

Ausnahmen sind nur eher ungewöhnliche und/oder umgangssprachliche Wendungen wie z.B.  Wir treffen uns nach’m Essen. Wir gehen in’n Zirkus.

So weit, so gut. Nun Teil 2, nämlich die Substantivierung von Verben.
Für Einsteigerinnen: Ein Substantiv ist ein Hauptwort (Tisch, Luft, Ärger) und ein Verb ist ein Zeitwort (jubeln, eislaufen, grollen).

Sobald vor einem Verb/Zeitwort ein Artikel (der, die das) steht, haben wir es mit einem substantivierten Verb zu tun. Das heißt, dass das Verb wie ein Substantiv verwendet wird, weil ja Substantive einen Artikel haben. Die Folge? Das Verb wird behandelt wie ein Substantiv und deshalb großgeschrieben. Also: Danke fürs Folgen. Deshalb entspricht danke fürs Folgen grammatikalisch der Aussage danke fürs Geschenk.

Außer den Artikeln gibt es noch andere Elemente, die auf eine Substantivierung hinweisen können (man denke nur an alles Gute, etwas Ähnliches, im Übrigen) – mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt.