Tag Archives: Grammatik

Treue Helferleins

Vor wenigen Tagen saß ich mit vielen Sprachexpertinnen beisammen. Es stellte sich auch diesmal heraus, dass viele von ihnen erhebliche Unsicherheiten bei der neuen deutschen Rechtschreibung, vor allem im Bereich Kommasetzung, aufweisen. Glücklicherweise ist es den meisten ein Anliegen, die deutsche Rechtschreibung aus dem Effeff zu beherrschen oder ihre Defizite zu korrigieren. Kein Wunder, denn schließlich steht ja ihre Glaubwürdigkeit als Übersetzerin/Lektorin/Texterin auf dem Spiel. Eine Architektin muss schließlich auch die Grundrechenarten beherrschen.

Auf jeden Fall tauchte die Frage auf, wo denn die neue deutsche Rechtschreibung im Schnellverfahren aufgefrischt werden könne. Die Lektüre meiner Beiträge hilft natürlich. Wer alles kompakt zusammengefasst haben möchte, ist mit dem Übungsbuch „So schreibt man jetzt!” des Dudenverlags sehr gut bedient. Auch wenn es nicht besonders dick ist, ist es doch sehr konzentriert, weshalb ich empfehlen würde, es in kleinen Schritten durchzuarbeiten. Ein Buch, das ich immer wieder zur Hand nehme, ist „Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen”, ebenfalls aus dem Dudenverlag. Hier finde ich auch auf sehr knifflige Fragen gut erklärte Antworten. Darüber hinaus greife ich natürlich laufend und gerne zu Dudenband 9, „Richtiges und gutes Deutsch”. Immer wieder blättere ich bei besonders schwierigen Fällen auch im Dudenband 4, „Die Grammatik”.

 

Die Stellung des Reflexivpronomens „sich“

Vor kurzem wurde mir die knifflige Frage gestellt, ob es zwischen Deutschland und Österreich Unterschiede bei der Positionierung des Reflexivpronomens sich gäbe. Darauf wusste ich keine Antwort, zumal es sich hier weniger um eine orthografische als um eine grammatikalische Frage handelt. Der Grammatik-Duden weiß natürlich Bescheid, liefert aber keinerlei Hinweise auf eine unterschiedliche Verwendung in Österreich und Deutschland.

Im heutigen Sprachgebrauch wird das Reflexivpronomen sich möglichst weit nach vorne gezogen. Im Nebensatz steht es also nach dem Einleitewort und im Hauptsatz nach dem Verb:

Sich im Nebensatz: Das Publikum klatschte, als sich der Künstler verbeugte.
Sich im Hauptsatz: Heute hat sich meine Freundin verletzt.

Häufig wird eine andere Wortstellung verwendet – auch diese Möglichkeit ist erlaubt, wobei diese Variante hauptsächlich in der geschriebenen Sprache verwendet wird und weniger in der gesprochenen:

Sich im Nebensatz: Das Publikum klatschte, als der Künstler sich verbeugte.
Sich im Hauptsatz: Heute hat meine Freundin sich verletzt.