Category Archives: Allgemein

Füllwörter richtig schreiben: aha, oje, na ja & Konsorten

Wer kennt sie nicht, die Füllwörter, die wenig Aussagekraft haben und in der gesprochenen Sprache sehr häufig verwendet werden: na ja, hm, ah ja, aha, oje und Konsorten.

Gelegentlich kommen sie auch im Schriftlichen vor, etwa in E-Mails. Ich zumindest verwende hin und wieder in E-Mails na ja – und war erstaunt, als ich kürzlich zur Sicherheit nachschlug und erfuhr, dass sich dieses Füllwort getrennt schreibt. Aha, oje, hm wiederum schreiben sich zusammen. Wir sehen: Es lässt sich keine Gesetzmäßigkeit ableiten. Soso als Antwort auf die Frage des eigenen Befindens schreibt sich zusammen.  Im Sinne von aha, alles klar würde ich aber eher getrennt schreiben: So so, du hast also im Lotto gewonnen! Zu diesem Bedeutungsunterschied und der entsprechenden Schreibweise findet sich aber leider keine Information im Duden.

Einleuchtend ist die Getrenntschreibung von ah ja, weil hier die einzelnen Bestandteile noch nicht als miteinander verschmolzen gelten. Bei na ja wiederum (siehe oben), hätte ich darauf getippt, dass diese beiden Wörter bereits als Einheit gelten. Dem ist aber nicht so. Na ja!

Artikel bei Laptop, Notebook, Release & Co.

Kürzlich tauchte die Frage nach dem Genus englischer Wörter auf. Konkret ging es um Laptop, Notebook und Release.

Dazu ist allgemein zu sagen, dass Anglizismen in der Regel das Genus eines bedeutungsähnlichen heimischen Wortes erhalten, also etwa die Story wegen die Geschichte, das Baby wegen das Kind. Substantive auf -er sind wegen der Ähnlichkeit mit der deutschen Endung -er oft Maskulina: der Browser, der Beamer, Ausnahme: die Power. Ansonsten gibt es dazu noch allgemein zu sagen, dass Fremdwörter mit gleichem Wortausgang im Deutschen meistens das gleiche Genus haben, also etwa die Community und die Publicity, Ausnahme: der Penalty.

Die erstgenannte Regel schlägt bei Laptop und Notebook voll durch: Laptop ist wohl wegen der Vergleichbarkeit zu der Computer (selbst natürlich ein Anglizismus) maskulin. Erlaubt ist allerdings auch das Laptop; diese Variante wird im Duden an zweiter Stelle angeführt. Beim Notebook wird wohl auf die ursprüngliche Bedeutung im Sinne von das Notizbuch zurückgegriffen und deshalb heißt es das Notebook.

Das Release wiederum ist sächlich. Warum, ist mir schleierhaft, weil ich dabei an die Veröffentlichung und an die Freigabe denke.

Etwas weniger eindeutig ist der Fall übrigens bei Fremdwörtern aus dem Französischen: Sehr viel öfter als der Place de la Concorde (weil es im Deutschen der Platz heißt) wird die Place de la Concorde gesagt, wegen des französischen la place.

E-Mail, e-Mail, e-mail oder sonst was?

Heute beschäftigen wir uns mit einem absoluten Dauerbrenner der Rechtschreibung, nämlich der korrekten Schreibweise dieses elektronischen Briefleins. Was ist nun richtig: e-mail, E-mail, e-Mail, E-Mail, email, Email? Wir sehen: Es gibt theoretisch eine ganze Menge Möglichkeiten!

Wer über die häufige Wahlfreiheit genervt ist, wird sich freuen zu erfahren, dass hier nur eine einzige Variante richtig ist, nämlich E-Mail. Etwas schwieriger wird es beim Genus: In Deutschland wird die E-Mail gesagt, während in Österreich (kann ich bestätigen), Süddeutschland und der Schweiz (kann das jemand bestätigen?) das E-Mail gesagt wird. Richtig ist beides.

Wie sieht es nun mit dem dazugehörigen Verb aus? Hier besteht sehr wohl die Qual der Wahl. Richtig ist sowohl e-mailen als auch emailen, wobei aber die meisten Menschen einfach mailen sagen bzw. schreiben.

In diesem Sinne: Wer will, e-mailt bzw. emailt mir eine bzw. ein E-Mail bzw. Mail mit kniffligen Fragen zur deutschen Rechtschreibung!

Aber bitte keine Fragen zu das vs. der Blog, denn das Thema hatten wir schon mal.

Interview mit der Leiterin der Duden-Sprachberatung

In meiner Funktion als Redakteurin der Mitgliederzeitschrift von UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen, hatte ich kürzlich das Vergnügen, die Leiterin der Duden-Sprachberatung (vulgo auch gerne „Duden-Hotline“ genannt) zu interviewen. Frau Evelyn Knörr gab mir äußerst interessante Einsichten auf Fragen, die einige Mitglieder des Verbandes und ich zusammengestellt hatten. Kraft unseres Berufes sind wir Übersetzerinnen und  Dolmetscherinnen natürlich äußerst an sprachlichen Themen interessiert, sowohl in Bezug auf unsere Fremdsprachen als auch auf die deutsche Sprache. Paradoxerweise gibt es aber durchaus ein paar Kolleginnen, die hartnäckig nach wie vor in alter Rechtschreibung schreiben und übersetzen.

In meinem Beitrag zu „kniffligen Kommas“ hatte ich dieses Interview erwähnt. Nun ist die Zeitschrift erschienen und ich stelle hier den Artikel zum Download zur Verfügung. Viel Spaß beim Lesen!

Interview Duden-Sprachberatung

Zum Frauentag: die Unsichtbarkeit von Frauen in der Sprache

Seit einiger Zeit befasse ich mich im Rahmen meiner Dissertation mit dem Verhältnis zwischen Sprache und Geschlecht. Die feministische Linguistik sieht Sprache als eines von vielen Mitteln der androzentrisch-patriarchalischen Gesellschaft, um Frauen zu benachteiligen oder unsichtbar zu machen. Unter anderem kommt dies durch die Verwendung des so genannten generischen Maskulinums zum Ausdruck, will heißen: Bei personenbezogenen Substantiven gilt die männliche Form als Standard, zu dem sich auch Frauen zu zählen haben. Ein Lehrer kann also genauso gut eine Lehrerin sein, aber umgekehrt – Gott bewahre! Schließlich ist, wie es nicht nur Simone de Beauvoir recht treffend beschrieben hat, der Mann der Standard und die Frau eben das andere. Als eigenständiges Wesen wurde die Frau über die Jahrhunderte nicht einmal mitgedacht, was eindrucksvoll durch das Studium älterer Gesetzestexte, allerdings bis hinauf ins 19. und 20. Jahrhundert, zum Ausdruck kommt. Dass Frauen kein Recht auf Eigentum (nicht mal ihre eigene Mitgift), keine Menschen- und Bürgerrechte geschweige denn das Recht auf höhere Bildung hatten, galt jahrhundertelang als „Naturrecht“.

Wem es noch nicht aufgefallen ist: In diesem Blog verwende ich personenbezogene Substantive, besonders im Plural, ausschließlich in der weiblichen Form (das generische Femininum), ganz in der Tradition von Luise Pusch. Interessanterweise stößt die Sichtbarmachung von Frauen ausgerechnet bei Frauen oft auf radikale Ablehnung, während ihr Männer oft entspannt gegenüberstehen. Wenn, wie viele behaupten, das männliche Substantiv tatsächlich auch das weibliche umfassen sollte (was schon logisch Unsinn ist), müsste der folgende Satz grammatikalisch korrekt sein: * Jeder Lehrer bringt ihre eigene Kreide mit.

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele einen Kommentar zu diesen Ausführungen posten möchten, weshalb ich gleich mal um Sachlichkeit ersuchen möchte. In diesem Sinne wünsche ich allen Angehörigen der größten benachteiligten Bevölkerungsgruppe der Welt einen wunderschönen Frauentag. Auf dass bald eine Frau Rektorin einer österreichischen Uni wird, mehr als 27,32 % Frauen im Nationalrat sitzen und mehr als eine Handvoll Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen. Es gibt auf vielen Gebieten noch viel zu tun!  Die sprachliche Ebene ist dabei eine ganz fundamentale, weil Sprache immer auch ein Spiegel der Gesellschaft ist und Sprache wiederum einen Einfluss auf das Denken haben kann.