Category Archives: Kommasetzung/Beistrichsetzung

Kommasetzung bei „d.h.“

D.h. ist ja bekanntlich die Abkürzung von das heißt.  Was die Kommasetzung betrifft, ist diese Abkürzung eine häufige Fehlerquelle.

Hier die wichtigsten Regeln im Überblick:

Vor d.h. steht immer ein Komma: Morgen, d.h. am 3. Oktober.

Direkt nach d.h. steht nur dann ein Komma, wenn ein Nebensatz (mit eigenem Verb) eingeleitet wird:
Ich kündige, d.h., ich höre zum Monatsletzten mit meiner Tätigkeit auf.

Direkt nach d.h. steht kein Komma, wenn ein erläuternder Satzteil ohne eigenes Verb folgt:
Ich kündige morgen, d.h. zum Monatsletzten.

Einschübe, die mit d.h. eingeleitet werden, muss man mit Kommas abtrennen:
Ich werde morgen, d.h. zum Monatsletzten, kündigen.

Kein Komma vor „etc.“!

Ein sehr häufiger Fehler ist es, bei Aufzählungen vor etc. ein Komma zu setzen, also so:

*Sie isst gerne Äpfel, Kirschen, Feigen, etc.

Richtig ist die Aufzählung ohne Komma, also so:

Sie isst gerne Äpfel, Kirschen, Feigen etc.

Dasselbe gilt übrigens auch bei usw. – auf keinen Fall ein Komma davor setzen!

* Die neue Chefin will Lieferpläne, Bestelldaten, Personallisten, usw. sehen.

Richtig:

Die neue Chefin will Lieferpläne, Bestelldaten, Personallisten usw. sehen.

Kommasetzung bei Vergleichen

Wie oft lese ich orthografische Grausamkeiten wie diese:
*Mein Auto ist schneller, als deines.
*Das Essen war besser, als erwartet.

Ich halte fest: Bei den oben genannten Beispielen darf kein Komma stehen! (Deshalb steht auch ein Sternchen davor, das angibt, dass es sich hierbei um einen Fehler handelt.)

Bei Komparativen mit als nach dem oben genannten Muster – also XY ist größer, kleiner, besser, sonst was als ZX – steht nie ein Komma, weil hier lediglich zwei Satzteile miteinander verglichen werden.

Ein Komma ist aber zwingend erforderlich, wenn nach als ein vollständiger Satz folgt. Zur Erinnerung: Einen vollständigen Satz erkennt man daran, dass er ein Subjekt und ein Prädikat (also ein Verb) hat. Beispiele:
Mein Auto ist schneller, als deines jemals sein wird.
Das Essen war besser, als wir erwartet hatten.

Übrigens: In der gesprochenen Sprache wird häufig anstelle von als lieber wie verwendet – also etwa in: Heute ist es schöner wie gestern. Während dies in der gesprochenen Sprache als akzeptabel gilt, ist in der Schriftsprache davon abzuraten.

Die Kommasetzung bei Hauptsätzen mit „und“/“oder“

Zu den vielen Mythen, die sich um die neue deutsche Rechtschreibung ranken, gehört der, dass die Kommasetzung mittlerweile völlig willkürlich ist. Dem ist natürlich nicht so – siehe meine Einträge in der Kategorie „Beistrichsetzung“. Vielmehr hat die Reform die Kommasetzung deutlich erleichtert.

Während früher zwischen zwei Hauptsätzen (also vollständigen Sätzen mit Subjekt und Prädikat), die mit und oder oder verbunden sind, immer ein Komma stehen musste, ist das heute nicht mehr notwendig. Wem’s besser mit Komma gefällt, kann natürlich weiterhin eins setzen. Beide Möglichkeiten sind also erlaubt: kein Komma oder eben doch eins.

Richtig ist also …

Du kannst gehen, oder du kannst bleiben.

… aber auch diese Variante:

Du kannst gehen oder du kannst bleiben.

Übrigens gilt diese Regel auch, wenn die Hauptsätze mit den folgenden anderen Konjunktionen verbunden sind: beziehungsweise, entweder – oder, nicht – noch und weder – noch.

Beispiel:
Weder schrieb er einen Brief, noch kam er selbst.
Weder schrieb er einen Brief noch kam er selbst.

Aber: Zwei Hauptsätze, die nicht mit und oder oder verbunden sind, stehen weiterhin mit Komma:

Thomas hat einen Hund, ich habe eine Katze, die Nachbarin hat einen Wellensittich.
Der Vorhang hebt sich, es wird leise, der Film beginnt.

Komma bei Infinitivgruppen

Heute möchte ich ein Thema behandeln, das für sehr viele Kommafehler sorgt, auch in renommierten Zeitungen und Zeitschriften. Gleich vorweg: Eine Infinitivgruppe liegt vor, wenn ein Satz einen Infinitiv (also die „Nennform“) und das Wörtchen zu davor enthält.

Die neue Rechtschreibung besagt, dass bei Sätzen mit Infinitivgruppen das Komma nur noch in drei Fällen obligatorisch ist – und zwar in den folgenden:

Fall 1: Die Infinitivgruppe wird mit als, [an]statt, außer, ohne oder um eingeleitet:
Er konnte nichts Besseres tun, als zu verreisen.
Ohne zu zögern, kaufte ich die Kamera.

Fall 2: Die Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv im übergeordneten Satz ab:
Sie fasste den Gedanken, den Arbeitsplatz zu wechseln.
Er hat den Wunsch, seine handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Der Dieb unternahm einen letzten Versuch, den Tresor zu knacken.

Fall 3: Die Infinitivgruppe wird durch ein hinweisendes Wort angekündigt oder wieder aufgenommen:
Hier bin ich dafür, sofort abzustimmen.
Anita liebt es, lange zu schlafen.

In allen anderen Fällen ist die Kommasetzung freigestellt:
Er versprach[,] den Text zu lernen.
Er hatte versprochen[,] die Blumen zu gießen.

Das gilt natürlich auch für längere Sätze – hier können Sie ein Komma setzen oder auch nicht:
Sie überlegt nach Australien oder vielleicht auch in die USA oder eventuell nach Kanada auszuwandern.
Sie überlegt, nach Australien oder vielleicht auch in die USA oder eventuell nach Kanada auszuwandern.