Groß- und Kleinschreibung: Zahlwörter

Kürzlich erreichte mich diese Anfrage per E-Mail, deren Antwort ich auch den anderen Leserinnen dieses Blogs nicht vorenthalten möchte.

Die Frage lautete, ob im unten stehenden Satz beim vierten nicht großgeschrieben werden müsse.

Da weder Regisseur Len Wiseman noch Kate Beckinsale, die in den ersten beiden Teilen die Hauptrolle spielte, beim dritten Teil mit dabei waren, ging man bislang davon aus, dass beide auch *beim vierten* fehlen werden.

Antwort: Nein – der Satz ist so korrekt. Denn: Natürlich scheint es so, als ob durch die Präposition beim eine Substantivierung folgen würde und deshalb die Großschreibung zwingend ist. Nur: Hier bezieht sich das beim vierten auf den davor erwähnten Teil. Und sobald ein Zahladjektiv zu einem Substantiv gehört, wird es kleingeschrieben, wie z.B. auch bei das fünfte Kind, der erste Platz.

Zwingend erforderlich ist die Großschreibung z.B. hier:

Der Letzte wird der Erste sein.
Er startete die letzte Etappe als Fünfter und beendete sie als Dritter.

In den beiden oben genannten Fällen haben wir es mit Substantivierungen zu tun.

Nach Doppelpunkt: groß oder klein?

Heute mal ein vergleichsweise einfaches Thema – die Regeln sind hier sehr leicht zu merken. Oft taucht die Frage auf, ob nach einem Doppelpunkt groß- oder kleingeschrieben werden muss. Nun, es kommt darauf an. Wenn nach dem Doppelpunkt eine direkte Rede kommt, muss natürlich immer großgeschrieben werden, egal, ob es sich um einen vollständigen Satz handelt oder nicht. Beispiele:

Sie sagte: „Morgen gehe ich einkaufen.“
Wir riefen: „Na endlich!“

In allen anderen Fällen wird großgeschrieben, wenn nach dem Doppelpunkt ein selbstständiger Satz (also mit Subjekt und Prädikat) steht – wenn nicht, wird kleingeschrieben.  Es sei denn, das erste Wort ist ein Substantiv. Also:

Ende: gegen 20 Uhr.
Erklärung: „gegen 20 Uhr“  ist kein vollständiger Satz (kein Subjekt, kein Prädikat), also Kleinschreibung nach dem Doppelpunkt.

Dirigent: Sir Simon Rattle.
Erklärung:  „Sir Simon Rattle“ ist natürlich kein vollständiger Satz, aber Substantive schreibt man eben immer groß.

Wie sagt man so schön: Alles Negative hat etwas Positives.
Erklärung: „Alles Negative hat etwas Positives“ ist ein vollständiger Satz, deshalb wird „alles“ hier großgeschrieben.

Zeichensetzung bei direkter Rede

Gestern schlug mir eine Kollegin vor, mal einen Beitrag zur Zeichensetzung bei direkter Rede zu schreiben. Sehr gerne – hier die wichtigsten Regeln:

Ganz allgemein kann gesagt werden, dass, wenn der Satz nach der direkten Rede weitergeht,  immer ein Komma zu stehen hat. Falls der direkte wiedergegebene Satz einen Punkt enthält, so entfällt dieser:
Die Übersetzerin sagte: „Der Preis ist nicht verhandelbar“, und lächelte freundlich.

Wenn der direkt wiedergegebene Satz aber ein Ruf- oder Fragezeichen enthält, wird es beibehalten und hinter dem Anführungszeichen ein Komma gesetzt, also so:
„Bleib sofort stehen!“, rief sie.
„Kommst du morgen wieder?“, fragten die Kinder den Nikolaus.

Wenn der Satz nach der direkten Rede aufhört, steht das Satzzeichen immer innerhalb der Anführungszeichen:
Er sagte: „Heute wird ein warmer Tag.“

Endet die direkte Rede mit einem Ruf- oder Fragezeichen, steht danach kein abschließender Punkt:
Wir schrien: „Pass auf!“
Ich dachte:  „Woher soll ich das wissen?“

Knifflige Substantivierungen: Verben in Zusammensetzungen

Oft erreichen mich private Zuschriften, die sich um knifflige Substantivierungen drehen.  Damit meine ich insbesondere Substantivierungen, die aus einem Verb in Verbindung mit anderen Wörtern bestehen. Zum Beispiel: Wie schreibt sich die Substantivierung von sich verlieben?

Ganz einfach: Beide Wörter werden zusammengezogen und die Substantivierung sieht dann so aus: Das Sichverlieben kommt bei Teenagern sehr häufig vor. (Stilistisch ist das natürlich grausam, aber das lassen wir mal beiseite.)

Weitere Beispiele: das Sichzusammenballen der Gruppenaggression, beim Billardspielen, am Zustandekommen, ein Rezept zum Reichwerden, zum Schlankwerden.

Viele LeserInnen sind hier versucht, Folgendes zu schreiben: *zum schlank Werden* – bitte nicht, das ist falsch!

Noch kniffliger wird es, wenn das zu substantivierende Verb aus mehr als zwei Wörtern besteht, also z.B. auf die lange Bank schieben, aus der Haut fahren.
In solchen Fällen werden jeweils das erste Wort, das substantivierte Verb (also in den obigen Beispielen schieben und fahren) sowie natürlich alle darin vorkommenden Substantive großgeschrieben. Damit das Ganze nicht so unübersichtlich wird, werden Bindestriche zwischen die einzelnen Bestandteile gesetzt, also so:

das Auf-die-lange-Bank-Schieben, das Aus-der-Haut-Fahren.

In anderen Fällen, die der Duden leider nicht näher definiert, ist auch die Zusammenschreibung möglich. Ich tippe darauf, dass dies gängigere Formulierungen sind, die auch ohne Bindestrich nicht allzu verwirrend wirken:
das Außer-sich-Sein oder das Außersichsein
das Zu-spät-Kommen
oder das Zuspätkommen
das In-Gang-Setzen
oder das Ingangsetzen

Summa summarum: Substantivierte Verben werden immer großgeschrieben, auch in Verbindungen. Bei mehreren Bestandteilen werden diese zusammengezogen und bei Unübersichtlichkeit durch Bindestriche getrennt, wobei immer das erste Wort, das substantivierte Verb und natürlich alle Substantive großgeschrieben werden.

Die 25. Auflage des Duden ist da!

Ich bin aus dem Urlaub zurück – und der neue Duden ist da! Die 25. Auflage enthält rund 5.000 Wörter mehr als die 24. Auflage aus dem Jahre 2006, wie etwa „Abwrackprämie“, „twittern“ und „Web 2.0“.

Übrigens, weil diese Frage öfters auftaucht: Seit der 24. Auflage des Duden gab es keine Änderungen in Sachen neue Rechtschreibung mehr – die Reform in ihrer letzten Fassung ist fix. Auch im neuen Duden ist in den Fällen, wo zwei Varianten zugelassen sind, diejenige Variante farblich hervorgehoben, die von der Duden-Redaktion empfohlen wird.

Der neue Duden kostet in Österreich € 22,60, in Deutschland € 21,95 und in der Schweiz CHF 38,80. Auf CD-Rom gibt’s ihn natürlich auch, derzeit auf der Website www.duden.de zum Sonderpreis zusammen mit dem Buch.