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Wenn fehlende Kommas den Ruf ruinieren

anwalt_angeklagterWir sehen: Falsch gesetzte Kommas können den Ruf ruinieren! Ein wunderschönes Beispiel dafür, wie wichtig die Kommasetzung ist.

Es geht um folgenden Satzteil: … der Verteidiger des angeklagten Ex-Managers Harald Christandl …
In dieser Form bedeutet es, dass der angeklagte Ex-Manager Harald Christandl ist.

Vielmehr müsste der Verteidiger des Angeklagten von Kommas umrahmt sein (eine Apposition), weil der Name Harald Christandl eine Zusatzinformation zum Substantiv davor (Verteidiger) ist. Werden die Kommas wie in diesem Fall weggelassen, mutiert Harald Christandl vom Verteidiger zum angeklagten Ex-Manager. So schnell kann’s gehen.

Der Artikel stammt aus der Tageszeitung „Die Presse” (4.12.2010).

Kommasetzung bei „wie“

Ich bedauere die lange Funkstille, bedingt unter anderem durch einen Dolmetscheinsatz bei der UNO.
Heute melde ich mich mit einem Thema zurück, das ich zwar schon gelegentlich gestreift habe, es aber genauer ausführen möchte, weil es immer wieder für große Schwierigkeiten sorgt. Es geht um die Kommasetzung rund um das Wörtchen „wie”. Ich werde mich auf die häufigsten Fälle konzentrieren.

Das Komma muss stehen, wenn das Adverb „wie” einen indirekten Fragesatz oder einen Relativsatz einleitet:

Er hat keine Ahnung, wie man eine Krawatte bindet.
Die Art und Weise, wie sie mit Sprachen jongliert, fasziniert mich.

Allerdings: Besteht der Nebensatz nur aus einem „wie”, ist die Kommasetzung freigestellt:

Wenn ich nur wüsste[,] wie.

Wenn „wie”, hier allerdings als Konjunktion, einen untergeordneten Nebensatz einleitet, muss ein Komma stehen:

Meine Katze ist so alt, wie deine vor ein paar Jahren war.
Das Essen schmeckt nicht so gut, wie ich gehofft hatte.

Kein Komma steht allerdings, wenn nur Satzteile verglichen werden:

Meine Katze ist so alt wie deine.
Das Essen schmeckt nicht so gut wie gehofft.

Göttliche Kommas bei Schaltsätzen

Schaltsätze sind Hauptsätze, die in andere Sätze einschoben werden. Üblicherweise werden diese Schaltsätze durch Kommas abgetrennt:
Heute Morgen, es war gerade erst hell geworden, läutete plötzlich das Telefon.

Wenn der Schaltsatz besonders nachdrücklich wirken soll, können anstelle der Kommas auch Gedankenstriche gesetzt werden:
Heute Morgen – es war gerade erst hell geworden – läutete plötzlich das Telefon.

Alternativ kann der Schaltsatz auch in Klammern eingeschlossen werden:
Heute Morgen (es war gerade erst hell geworden) läutete plötzlich das Telefon.

Es gibt Fälle, in denen die Kommasetzung bei Schaltsätzen optional ist. Einige floskelartige Schaltsätze werden nicht mehr als eingeschobene Sätze empfunden, weshalb wir mit oder ohne Kommas schreiben können. Hier einige Beispiele, bei denen Gott eine prominente Rolle einnimmt:

Ich habe ihn[,] wer weiß wie lange[,] nicht mehr gesehen.
Sie bereitet sich[,] so gut es geht[,] auf die Prüfung vor.
Die Vorsitzende ist ja[,] weiß Gott[,] keine Heilige.
Er blieb[,] Gott sei Dank[,] unverletzt.

Kommas: Aufzählung mit Nebensatz

Die Komma-Klassiker habe ich hier schon recht häufig besprochen. Etwa den, dass bei Aufzählungen von Satzteilen mit der Konjunktion und, oder etc. kein Komma steht. Ebenso predige ich immer wieder, dass bei Relativsätzen und anderen Nebensätzen ein Komma zu stehen hat. Sehen wir uns heute einen Satz an, in dem diese beiden Regeln aufeinandertreffen.

Aufzählung ohne Komma: Ich nehme das rote Kleid und die rote Tasche mit.
Relativsatz mit Komma: Das rote Kleid, das ich in Amsterdam gekauft habe.
Kombination der beiden: Ich nehme das rote Kleid, das ich in Amsterdam gekauft habe, und die rote Tasche mit.

Wir sehen: Hier muss vor dem und ein Komma stehen, da es sich um einen eingeschobenen Relativsatz handelt.

Wussten Sie, dass …?

… nicht in jedem Fall vor der Konjunktion dass ein Komma stehen muss? (Im oben angeführten Fall natürlich schon.) In ziemlich vielen fixen Verbindungen ist die Kommasetzung vor dass nämlich freigestellt. Die Regel dazu ist einigermaßen schwierig: Falls vor dass (und auch bei weil, nachdem etc.) eine Sprechpause vorliegt, darf das Komma weggelassen werden. Hier die häufigsten Fälle im Überblick:

angenommen [,] dass
ausgenommen [,] dass/wenn
beispielsweise [,] dass/nachdem/weil/wenn
besonders [,] dass/nachdem/weil/wenn
egal [,] ob/wer/wie
geschweige (denn) [,] dass
im Falle [,] dass
je nachdem [,] ob/wie
nämlich [,] dass/weil/wenn
so [,] als
vor allem [,] dass/nachdem/weil
vorausgesetzt [,] dass

Bei mehr als zwei Einleitewörtern vor der Konjunktion dass empfiehlt der Duden allerdings zwecks Übersichtlichkeit immer die Kommasetzung:

für den Fall, dass
gesetzt den Fall, dass

Mir persönlich liegt die Kommasetzung vor dass sehr am Herzen, weshalb ich auch in den Fällen, wo die Kommasetzung freigestellt ist, weiterhin fröhlich Kommas setzen werde.