Category Archives: Kommasetzung/Beistrichsetzung

Kommasetzung bei „als“

Die Kommasetzung bei der Konjunktion als bereitet oft große Schwierigkeiten. Deshalb habe ich anbei die wichtigsten Regeln zusammengeschrieben:

Wenn die Konjunktion als einen untergeordneten Temporalsatz (also einen Satz mit Subjekt und Verb) einleitet, muss immer ein Komma gesetzt werden:
Es wurde bereits dunkel, als ich mit der Arbeit fertig war.
Als ich gehen wollte, klingelte das Telefon.

Wenn als einen untergeordneten Vergleichssatz (also einen Satz mit Subjekt und Verb) einleitet, muss auch unbedingt ein Komma stehen:
Sie ist besser in Mathe, als er es jemals sein wird.
Kanarienvögel sind sehr viel klüger, als man glauben würde.

Wenn aber die Konjunktion als vergleichend zwischen Satzteilen steht, darf kein Komma stehen:
Paris ist größer als Wien. [Aber: Wien wächst derzeit schneller, als Paris in den 80er-Jahren gewachsen ist.]
Das ist leichter gesagt als getan. [Aber: Ich sage das sehr viel leichter, als ich es tatsächlich tue.]

Eine nähere Erläuterung mit als steht immer ohne Komma:
Als Kind war ich sehr sportlich.
Ich rate dir als guter Freund zur Kündigung.

Wer aufzählt, muss Kommas setzen

Weil es so schön ist, machen wir heute gleich weiter mit der Kommasetzung. Schließlich ist sie ein wahrer Dauerbrenner, auch unter Sprachprofis.

Eine der wichtigsten Fragen bei der Kommasetzung ist die, ob eine Aufzählung vorliegt oder nicht. Das kann, wie in meinem vorletzten Beitrag beschrieben, oft ganz schön knifflig sein. Und manchmal auch ganz schön makaber.

In den Fällen, die ich unten behandeln werde, ist die Aufzählung vergleichsweise offensichtlich, auch wenn man/frau eine Aufzählung oft spontan mit Substantiven (Zimmer, Küche, Kabinett) oder Adjektiven (quadratisch, praktisch, gut) in Verbindung bringt. Eine Aufzählung kann allerdings auch aus Wortgruppen, Infinitivgruppen und zusammengezogenen Sätzen bestehen.

Die Regel ist immer die gleiche: Zwischen den aufgezählten Elementen muss ein Komma stehen, außer bei Verbindung durch und, oder, sowie, wie, sowohl/als auch, weder/noch (siehe dazu auch meinen Eintrag zu den Komma-Klassikern):

Wortgruppen:
In Chile herrschen große Zerstörung, viel Hilflosigkeit und endlose Verzweiflung.
Er arbeitete mal als Kellner, mal als Chauffeur, mal als Fahrradbote.

Infinitivgruppen oder Partizipgruppen:
Im Urlaub plane ich zu dösen, zu lesen, zu genießen.
Die Gruppe kehrte zitternd, frierend und erschöpft heim.

Zusammengezogene Sätze (das sind Sätze, die ein Satzglied gemeinsam haben, das aber nur einmal genannt wird):
Sie schreibt Prosa, er Lyrik, die Mutter Theaterstücke. (das gemeinsame Satzglied hier ist schreibt)
Ich gehe ins Theater, sehe mir eine Ausstellung an und besuche danach ein Konzert. (das gemeinsame Satzglied hier ist ich)

Wo ein Komma tödlich ist …

Ich weiß schon, dass es sich beim unten stehenden Beispiel um ein sehr makabres Beispiel handelt, aber gleichzeitig illustriert es sehr schön, wie wichtig Kommas sind. Denn in diesem Fall, man stelle sich eine Situation im Mittelalter vor, entscheidet das Komma über Leben und Tod:

Hängt ihn nicht, begnadigt.
Hängt ihn, nicht begnadigt.

Im ersten Fall kommt die betreffende Person mit dem Leben davon; im zweiten leider nicht.

Grammatikalische Erklärung: Es handelt sich in beiden Fällen um einen so genannten Auslassungssatz. Der vollständige Satz würde lauten: Er ist begnadigt bzw. er ist nicht begnadigt. Die Kommaregel ist da wie dort die gleiche, nämlich: Vor dem Auslassungssatz muss ein Komma stehen. Hier entscheidet ganz allein der Sinn, wo genau dieses Komma stehen muss.

Kommasetzung bei zwei Adjektiven

Wenn zwei Adjektive (also Eigenschaftswörter) ein Substantiv (also Hauptwort) beschreiben, stellt sich die Frage, ob zwischen diesen Adjektiven ein Komma gesetzt werden muss. Oft wird diese Frage leider falsch entschieden. Hier die Faustregeln:

1. Wenn zwischen den beiden Adjektiven ein und eingefügt werden könnte und diese Verbindung Sinn ergeben würde, muss ein Komma stehen. Beispiel: eine lange, mühsame Vorlesung.
Könnte auch heißen: eine lange und mühsame Vorlesung.
Das Komma dient hier also der Aufzählung.

2. Wenn diese Ersetzung durch und nicht möglich ist, darf kein Komma stehen.
Beispiel: ein schönes neues Jahr.
Schließlich wäre es absurd zu sagen: ein schönes und neues Jahr.
Das liegt daran, dass schönes neues Jahr als Einheit verstanden wird. Adjektive, die zusammen eine Einheit bilden, werden nicht durch Komma abgetrennt. Es handelt sich hier nicht um eine Aufzählung.
Weiteres Beispiel: die gute alte Zeit, eine berühmte spanische Schriftstellerin, eine wichtige amtliche Mitteilung.

Das sind mal die wichtigsten Informationen zu diesem Thema; es gibt natürlich auch eine Menge Grenzfälle, wo die Formulierung entweder als Aufzählung oder als Gesamtbegriff verstanden werden kann, wobei in solchen Fällen der Kontext ausschlaggebend ist.
Beispiel: die neuen, umweltfreundlichen Verfahren dieser Firma [= diese Firma hatte bisher keine umweltfreundlichen Verfahren]
die neuen umweltfreundlichen Verfahren dieser Firma [= diese Firma hat nur umweltfreundliche Verfahren und jetzt neue entwickelt]

Komma bei nachgestellten Erläuterungen

Aufgrund der ungebremst großen Nachfrage heute wieder einmal ein Beitrag über die allseits beliebten Kommas,  die auch eingefleischten Sprachprofis immer wieder zu schaffen machen (falls das jemandem zum Troste gereicht).

Heute sehen wir uns die Kommasetzung bei so genannten nachgestellten Erläuterungen an. Aber erstmal zur Frage, was nachgestellte Erläuterungen eigentlich sind. Nachgestellte Erläuterungen geben Zusatzinformation zu einem davor stehenden Wort und werden meist durch charakteristische Wörter und Wortgruppen eingeleitet: also, besonders, das heißt, insbesondere, nämlich, und zwar, zum Beispiel

Deutlicher wird es anhand der unten stehenden Beispiele (die nachgestellte Erläuterung habe ich unterstrichen). Was die Kommasetzung betrifft: Vor einer nachgestellten Erläuterung muss immer ein Komma stehen.

Obst, besonders Erdbeeren und Kirschen, isst sie gern.
Er sagte seine Teilnahme ab
, und zwar per E-Mail.
Sie ist blau, das heißt
betrunken.

Im ersten Satz lautet die nachgestellte Erläuterung besonders Erdbeeren und Kirschen. Da der Satz danach noch weitergeht, muss nach der nachgestellten Erläuterung ein weiteres Komma stehen.

Achtung beim dritten Satz: Wenn durch das heißt ein Nebensatz eingeleitet wird (was hier nicht der Fall ist), muss auch nach das heißt ein Komma stehen. Nähere Informationen dazu gibt’s hier.