Category Archives: Bindestrich

Der Komm-her-Blick zur Was-ist-schon-dabei-Einstellung

Zugegeben, zwei solche Wortungetüme in einer Überschrift muten etwas eigenartig an. Dennoch kommt es gelegentlich vor, Formulierungen wie die Hauptsache-ich-bin-sympathisch-Denke oder diese Frau-verliebt-sich-in-Mann-Fantasie zu Papier zu bringen.

Wenn wir es mit Komposita zu tun haben, in denen das Verb substantiviert wird (etwa: es ist zum Aus-der-Haut-Fahren), wird das Verb großgeschrieben und bei mehr als zwei Bestandteilen werden Bindestriche gesetzt. Dieses Thema hatte ich bereits hier behandelt.

Wenn wiederum das Substantiv das so genannte Letztglied ist und sich andere Wortarten dazugesellen, dann ist die Regel denkbar einfach: Das erste Wort wird großgeschrieben, alle anderen werden so geschrieben, wie sie auch sonst geschrieben werden. Und das Substantiv natürlich sowieso groß. Das Ganze wird mit Bindestrichen verbunden und voilà – fertig ist das selbstgebastelte Kompositum, komplett mit Segen des Duden. Gutes Gelingen beim Ich-schaff-das-längste-Kompositum-Bewerb.

Eine Last-Minute-Änderung am Corporate-Governance-Bericht

Besonders in Geschäftsberichten, die ich gelegentlich Korrektur lese, tauchen Substantivkomposita auf, die sowohl deutsche als auch englische Wörter enthalten, wobei sich die große Frage stellt, wie diese richtig zu schreiben sind. Konkret geht es dabei um die Bindestriche. Sehr oft lese ich da zum Beispiel *Last Minute-Änderung oder *Corporate Governance-Bericht. Das liegt wohl daran, dass die Schreiberinnen an die englische Grundform, also last minute und corporate governance, denken, die sich ja ohne Bindestrich schreiben. Das ist zwar richtig, nur: Bei der Eindeutschung müssen zwischen allen Bestandteilen des Substantivkompositums Bindestriche stehen. Wir haben es hier mit der so genannten Durchkopplung zu tun. Genauso verhält es sich natürlich auch bei Komposita mit deutschen oder anderen Eigennamen, die vor einiger Zeit für Unmut hier im Blog sorgten, also etwa Roger-Federer-Fan. Bei Eigennamen wird laut Duden auf die Durchkopplung  nur dann verzichtet, wenn der Eigenname in Anführungszeichen steht, also etwa bei „Johnny Cash“-Fanclub.

Von Marx-freundlichen und marxfreundlichen Ideologien

Keine Sorge, besonders ideologisch geht es im heutigen Beitrag nicht zu! Vor nicht allzu langer Zeit postete ich über Komposita aus Substantiv und Adjektiv und schrieb, dass sie stets klein- und zusammengeschrieben werden müssten, also etwa balltauglich oder feuerfest. Eine aufmerksame Leserin machte mich allerdings darauf aufmerksam, dass es außer der im Post angeführten Ausnahmen noch eine weitere gibt: nämlich dann, wenn das Substantiv ein Personenname ist.

In diesem Fall können wir es uns aussuchen, ob wir Marx-freundlich mit Bindestrich oder marxfreundlich ohne Bindestrich, dann aber unbedingt klein und zusammen, schreiben. Der Duden erklärt dazu im Band 9, dass im Allgemeinen die Zusammenschreibung üblich ist, aber wenn der Name hervorgehoben werden soll, kann eben auch der Bindestrich gesetzt werden, also etwa auch eine Allende-belesene Lektorin oder ein Goethe-fester Student. Ob das stilistisch besonders gelungen ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Achtung: Diese Wahlmöglichkeit besteht nur dann, wenn es sich um einen einteiligen Eigennamen handelt. Kommt auch der Vorname dazu, muss „durchgekoppelt“ werden: Karl-Marx-feindlich, Isabel-Allende-freundlich.

Wer sich nur eine Regel merken möchte, merkt sich am besten, dass Eigenname (egal ob ein-oder zweiteilig) plus Adjektiv mit Bindestrich geschrieben wird.

Der 1€-Jobber, korrekt geschrieben

Auf der Facebook-Fanseite „Gute Rechtschreibung“ wurde mir kürzlich die Frage gestellt, wie sich 1-Euro-Jobber korrekt schreibt, wenn anstelle von Euro das Euro-Zeichen (€) verwendet wird. In der ausgeschriebenen Variante muss „durchgekoppelt“ werden, d. h., es werden zwischen allen Bestandteilen des Wortes Bindestriche gesetzt, also so: Ein-Euro-Jobber und auch 1-Euro-Jobber.

Wenn man/frau sich aber dafür entscheidet, das Wort Euro durch € zu ersetzen, kommt analog die Regel zur Anwendung, die besagt, dass „aus grafischen Gründen das Prozentzeichen ohne Bindestrich hinter die Ziffer gesetzt wird“ (Duden-Band 9). Als Beispiel wird 5%-Klausel angeführt.

Die Dame der Duden-Sprachberatung, mit der ich diese Frage besprach, bestätigte mir, dass die oben genannte Regel analog auch bei Währungen angewendet wird. Die richtige Schreibweise lautet also 1€-Jobber.

Allerdings könnte man/frau auch die Schreibweise 1-€-Jobber argumentieren (siehe oben, „Durchkopplung“). Rein optisch gefällt mir aber die Lösung mit nur einem Bindestrich besser.

70er Jahre oder 70er-Jahre?

Bei der Frage, ob die Schreibweise 70er Jahre oder 70er-Jahre richtig ist, lässt uns die neue deutsche Rechtschreibung die Wahl. Es ist also beides richtig:

Ich bin ein großer Fan der 70er Jahre.
Ich bin ein großer Fan der 70er-Jahre.

Was allerdings gar nicht geht, ist *70-er Jahre*, weil die Nachsilbe -er immer direkt am Wort „kleben“ muss. Eine Ausnahme dieser Regel ist die Nachsilbe -fach (Näheres dazu im unten verlinkten Artikel).

Zu weiteren Fragen zum Bindestrich bei Ziffern und einzelnen Buchstaben siehe bitte einen früheren Eintrag.