Category Archives: Groß-/Kleinschreibung

„Durch dick und dünn“, aber „Groß und Klein“

Wie am Freitag angedroht, nun ein Beitrag über noch schwierigere Fälle der Groß- und Kleinschreibung von Adjektiven (also Eigenschaftswörtern). Ich persönlich finde gerade diese Fälle nicht besonders logisch, aber was soll’s. Da hilft wohl nur noch eins: auswendig lernen!

Nicht deklinierte Adjektive in festen adverbialen Verbindungen mit Präposition werden kleingeschrieben. Das sind also Eigenschaftswörter, die in ihrer Grundform angeführt werden (dick, dünn, kurz, lang etc.) und denen eine Präposition voransteht (von, über, auf etc.):

durch dick und dünn, über kurz oder lang, von klein auf, von nah und fern, auf stur schalten

Nicht deklinierte Adjektive in substantivisch verwendeten Paarformeln wiederum werden großgeschrieben, sofern sie auch ohne Präposition stehen können:

Jung und Alt, Arm und Reich, Groß und Klein, Gleich und Gleich, Hoch und Niedrig, Gut und Böse

Wem das willkürlich erscheint: Das sehe ich auch so. Ich habe versucht, eine Logik dahinter zu suchen und zu verstehen, bin aber auf keinen grünen Zweig gekommen. Die Erklärung, dass Paarformeln solche sind, die auch ohne Präposition stehen können, erscheint mir, ehrlich gesagt, etwas konstruiert. Auch die substantivische Verwendung finde ich willkürlich angesetzt, weil man durch dick und dünn ebenso als substantivisch verwendet verstehen könnte wie Groß und Klein. Und schließlich schreibt man das Adjektiv trocken bei auf dem Trockenen sitzen ja auch groß. Dabei handelt es sich zwar um ein dekliniertes Adjektiv, aber warum muss krampfhaft unterschieden werden? Das hätte wirklich einfacher gestaltet werden können … schade!

„Bis auf Weiteres“ oder „bis auf weiteres“? Beides!

Heute wenden wir uns der Groß- und Kleinschreibung von Adjektiven zu. Wie ich bereits in einem früheren Beitrag schrieb, müssen Adjektive bei einer Substantivierung großgeschrieben werden: alles Gute, nichts Neues, das Schöne.

Nun gibt es aber einige Fälle, in denen Wahlfreiheit zwischen der Groß- und Kleinschreibung besteht. Die Wahlfreiheit gilt dann, wenn das Adjektiv dekliniert ist (also nicht in der Grundform wie etwa neu verwendet wird) und kein Artikel davorsteht.

Hier eine (nicht vollständige) Liste:
von Neuem/von neuem, von Weitem/von weitem, bis auf Weiteres/bis auf weiteres, ohne Weiteres/ohne weiteres, seit Längerem/seit längerem, vor Kurzem/vor kurzem

Aber: Sobald ein Artikel davorsteht, gilt die Substantivierung und das Adjektiv muss großgeschrieben werden: des Öfteren, des Weiteren.

Wem das zu kompliziert ist, schreibt deklinierte Adjektive in Verbindung mit Präposition (von, auf, ohne etc.) und/oder Artikel einfach groß und ist damit auf der sicheren Seite.

Anders sieht es aus, wenn die Adjektive nicht dekliniert sind, also in ihrer Grundform verwendet werden. Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag.

Zweifelsfälle bei der Substantivierung von Infinitiven

Ein langer Titel für ein wichtiges Thema: Nachdem ich kürzlich Allgemeines über die Substantivierung von Infinitiven und Adjektiven berichtet habe, möchte ich mich heute ein paar Zweifelsfällen zuwenden, zumal in der Facebook-Newsgroup „Gute Rechtschreibung“ einige Fragen dazu aufgetaucht sind.

Wenn Infinitive in einem Satz ohne Artikel oder ohne nähere Bestimmung auftauchen, ist es oft nicht klar, ob es sich um einen verbalen Infinitiv (mit Kleinschreibung) oder um einen substantivierten Infinitiv (mit Großschreibung) handelt. In solchen Fällen ist sowohl die Großschreibung als auch die Kleinschreibung erlaubt. Beispiele:

Ich finde, dass schlafen gut für die Gesundheit ist.
Ich finde, dass Schlafen gut für die Gesundheit ist. [gemeint: das Schlafen]

Jeder weiß, dass geben seliger ist als nehmen.
Jeder weiß, dass Geben seliger ist als Nehmen. [gemeint: das Geben und das Nehmen]

Werden die substantivierten Infinitive aber als illustrierende Beispiele zu einem substantivischen Bezugswort verwendet, gilt nur die Großschreibung:
Zu den Aufgaben einer Pilotin gehören Starten, Fliegen und Landen.

Infinitive, die direkt von Modalverben (also wollen, dürfen, können, müssen, sollen, mögen) abhängen, werden immer kleingeschrieben:
Ich will endlich schlafen.
Du sollst nicht töten.
Er muss lernen.

Oft wird der Fehler gemacht, dass verbale Infinitive, also „normale“ Infinitive, bei denen nichts auf eine substantivische Verwendung schließen lässt, großgeschrieben werden. Die folgenden Beispiele sind falsch und die Kleinschreibung des Infinitivs ist korrekt:

* Hier gibt es nichts zu Sehen.
* Bitte bald Zurückrufen!
* Es wird ersucht, das Fenster zu Schließen.

Generell kann man sich merken, dass zu + Infinitiv immer kleingeschrieben wird; es sei denn, ein Artikel gesellt sich zum zu und wird zu zum:
Es ist zum Heulen.

„In null Komma nichts“ oder „im null Komma nichts“?

Bei meinem Rechtschreib-Vortrag vergangene Woche erwähnte ich, dass nichts in der Formulierung im null Komma nichts kleingeschrieben werden muss. In diesem Zusammenhang wurden mir zwei Fragen gestellt:

1. Muss es nicht in null Komma nichts heißen, also in anstatt im?
2. Da die Formulierung mit der Präposition in bzw. im eingeleitet wird, warum wird nichts dann nicht großgeschrieben, wo doch eine Substantivierung vorliegt?

Hier meine Antworten:

1. Beides ist möglich, wobei der Duden im null Komma nichts als die seltenere Variante anführt.
2. Nichts ist ein Pronomen, das nur dann als substantiviert gilt, wenn ein (ausgeschriebener!) Artikel davorsteht, also etwa in: das Nichts, ein Nichts. Steht wiederum eine Präposition davor, auch wenn diese einen Artikel beinhaltet wie im Falle von im, muss nichts kleingeschrieben werden. Ganz genauso verhält es sich übrigens mit den Zahlwörtern: wir drei, hallo ihr zwei. Aber: In Deutsch eine Eins bekommen.

Substantivierte Infinitive und Adjektive

Substantivierungen sorgen stets für große Probleme bei der Rechtschreibung.

Fangen wir am Anfang an: Ein Substantiv ist bekanntlich ein Hauptwort wie Schreibtisch, Fitnessstudio und Luft. Die sind in der Regel daran erkennbar, dass der Artikel der, die oder das davorsteht.

Nun gibt es aber auch die Möglichkeit, Verben (also Zeitwörter) und Adjektive (also Eigenschaftswörter) substantivisch zu gebrauchen. In diesem Fall steht auch ein Artikel vor dem Verb und/oder dem Adjektiv (die Substantivierung gilt auch bei vorangestellten Präpositionen und anderen Wörtern, aber das lassen wir mal beiseite). Substantivierte Verben und Adjektive werden stets großgeschrieben.

Beim Verb kann nur die Grundform, also der Infinitiv, substantiviert werden. Das sieht dann beispielsweise so aus:

Infinitiv des Verbs: tanzen.
Beispielsatz mit Infinitiv: Maria geht gerne tanzen.

Die Substantivierung des Verbs tanzen sieht so aus:
das Tanzen
Beispielsatz mit substantiviertem Infinitiv: Maria liebt das Tanzen.

Besonders knifflige Fälle der Substantivierung von Infinitiven können Sie hier nachlesen.

Und nun zum Adjektiv.

Grundform des Adjektivs: gut.
Beispielsatz mit Adjektiv: Das Brot ist gut. (prädikative Verwendung des Adjektivs)
Das gute Brot ist leider ausverkauft. (attributive Verwendung des Adjektivs)

Die Substantivierung sieht so aus:
das Gute
Beispielsatz mit substantiviertem Adjektiv: Das Gute an diesem Brot sind die vielen Körner.